Skip to main content
Weihnachtskrippe mit Darbringung Jesu Tempel
01. Februar 2021

Warten lohnt sich

Gedanken von P. Josef zum Fest der DARSTELLUNG DES HERRN am 2. Februar.

„Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen“. Diese Worte aus dem Lukasevangelium (siehe Kapitel 2, Verse 22-40) sind der Inhalt unseres Festes, und die letzten Worte, „das Kind dem Herrn zu weihen“ verbergen sich hinter dessen Namen: Darstellung des Herrn. – Es ist das erste Mal, dass der Gottessohn – als ein Säugling – in den Tempel kommt, weitere denkwürdige Besuche des Tempels werden folgen.

Warten lohnt sich

Ich erinnere mich an einen Fernsehbericht: Unter ein- und demselben Dach war ein Altenheim und ein Kindergarten eingerichtet worden. Einmal am Tag – und das war in der Fernsehsendung zu sehen – kamen die Kinder die alten Menschen besuchen. Zuerst sah man nur die alten Menschen im Raum sitzen. Viele starrten reglos vor sich hin, andere dösten und schliefen. Dann kamen die Kinder. Und siehe da, die alten Menschen wachten auf, wurden von jetzt auf gleich lebendig. Man hatte den Eindruck: Das Leben kehrt zurück.

Warten, das ist mühselig und oft unbefriedigend. Nix passiert, und wir wissen nicht, was kommt. Warten kann uns abstumpfen und träge machen. Was soll noch kommen? Das äußern manche alte und gebrechliche Menschen. Dass sich Warten aber auch lohnen kann, das sehen wir meist erst, wenn das, was wir erwartet haben, endlich eingetroffen ist.

Was soll noch kommen? – Das Leben!

Zwei Menschen, die ihr Leben lang gewartet haben, begegnen uns im Evangelium: Hanna und Simeon. Beide sind über das Warten auf den Messias Gottes alt, sehr alt geworden. Aber dann ist es soweit: Gott kommt als ein Kind, das Maria den beiden in die Arme drückt. Ich denke, dass die beiden Alten sich Gottes Kommen anders vorgestellt haben, vielleicht spektakulärer und großartiger. Und doch sind sie überglücklich. Das göttliche Kind auf ihren Armen weckt sie auf, bringt die Alten, wie man so schön sagt, auf Trab. Sie spüren: Ja, all das Warten hat sich gelohnt.

Wenn wir Erwachsene mit kleinen Kindern in Berührung kommen, fühlen viele sich von diesem jungen Leben angezogen. Kinder wecken in uns die Hoffnung und die Sehnsucht, dass es weitergeht. Das Leben regt sich. Unsere Lebensenergie kehrt wieder.

Gott legt sich als Kind in unsere Arme. Das feiern wir an diesem Tag. Gott will, dass wir leben in der Hoffnung, dass es weitergeht mit uns, auch über jeden Abbruch, jeden Abschied, ja selbst über den Tod hinaus. Ich kann gehen, weil ich weiß, dass du da bist. Das betet Simeon, als er Jesus in den Armen hält. Der festliche Gottesdienst mit seinen Lichtern an diesem Tag weist schon voraus auf Ostern.

Was soll noch kommen? Worauf soll ich noch warten? Ich wiederhole die Frage vieler älterer Menschen und finde im Blick auf das göttliche Kind eine hoffnungsvolle Antwort: Kommen soll das Leben, das stärker ist als der Tod und das all unsere Erwartungen übertreffen wird. Es lohnt sich, darauf zu warten.

Menschgewordener Gottessohn,
wenn du der Weg bist, geh mir voran;
wenn du die Wahrheit bist, gib dich mir zu erkennen;
wenn du das Leben bist, lass mich leben in dir,
du, mein Herr und mein Gott!