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Gründung

Das Stift Kremsmünster wurde im Jahr 777 vom letzten Bayernherzog, Tassilo III., am Ostrand des damaligen Herzogtums Bayern gegründet. Das Kloster diente, neben den umfassenden religiösen Aufgaben als Vorposten für die Mission der ansässigen Slawen, auch zur Urbarmachung des noch dünn besiedelten Landes. So wurden dem Stift auch umfangreiche Gebiete in der näheren und weiteren Umgebung geschenkt, die zum Teil noch heute das Gebiet der Pfarren ausmachen.
Der legendäre Anlass für die Gründung Kremsmünsters ist der Tod Gunthers, des ersten Sohnes Tassilos. Das älteste Dokument für die Gunthersage ist die prächtige, 235 x 90 cm große Platte des Hochgrabes in der Stiftskirche. Sie stammt aus der Zeit um 1270, wurde aber erst 1304 aufgestellt. Um 1325 schreibt der Kremsmünsterer Mönch Berchtold, genannt „Bernardus Noricus“, eine ausführliche Abhandlung über die Gründung Kremsmünsters, die auch die Gunthersage enthält.

Grabplatte Gunthergrab Stiftskirche Kremsmünster

Die Gründungslegende

Fürwahr, der Stifter begann unser Kloster aus folgendem Anlass zu bauen:

Als Tassilo, der Herzog der Bayern, sich einmal in Winter bei Laureacum an der Enns aufhält, bricht sein Sohn Gunther mit Erlaubnis des Vaters voller Tatendrang mit erfahrenen Begleitern zur Jagd auf. Im tiefen Wald trifft er, als er zufällig alleine ist, auf einen wilden Eber. Bei einer klaren Quelle, Gundraich genannt, greift ihn dieser an. Gunther durchbohrt den Eber mit einem Speer, das gereizte Tier jedoch stößt seine scharfen Hauer in den Unterschenkel des Prinzen und verletzt den jungen Mann tödlich. So stirbt Gunther, und auch der Eber erliegt seinen Verletzungen.

Gunthers Jagdhund, der seinen Herrn begleitet hat, läuft nach Laureacum zurück. An seinem Verhalten und Winseln erkennt der Vater, dass ein Unglück geschehen ist. Voller Sorge schickt er seine Gefolgsleute aus, um den Sohn zu suchen. Der Hund führt sie zu der Stelle, wo der Leichnam Gunthers liegt, daneben der getötete Eber. Alle brechen in Weinen und Klagen aus. Der Vater erfährt davon und eilt an den Unglücksort. Er berät mit seinen Vornehmen, wo der tote Sohn würdig begraben werden könnte.

Während der Herzog in tiefer Nacht schweigend bei seinem toten Sohn wacht, tritt ein Hirsch mit brennenden Fackeln an seinem Geweih aus dem Wald heraus. Er weicht nicht von dem Ort, den Gott für die Begräbnisstätte und das Kloster vorherbestimmt hat, bis die Anwesenden allmählich dieses Zeichen verstanden haben. Am nächsten Morgen wird der Leichnam würdig bestattet. Zuerst wird an jener Stelle eine Basilika aus Holz erbaut, aus der sich im Lauf der Zeit ein Kloster entwickelt. Mönche versammeln sich zu einer Gemeinschaft, heilige Altäre werden errichtet. So hat der erhabene Fürst Tassilo im 30. Jahr seiner Regierung und im ersten Jahr der Herzogswürde seines Sohnes Theodo die Kirche und das Kloster von Kremsmünster gegründet. Die Anzahl der Gläubigen in der Umgebung vermehrt sich. Auf diese Weise hat Gott gefügt, dass aus dem Unglück einiger das ewige Seelenheil für viele bereitet worden ist.

Die Gründungslegende in zeitgemäßer Sprache verfasst von Mag. Wolfgang Leberbauer, erschienen in: Stift Kremsmünster. Lebendige Tradition seit 777, Brandstätter Verlag 2017 


Zeitlinie

Über 1240 Jahre zählt das Stift Kremsmünster bereits seit seiner Gründung. Licht und Dunkel, Blüte und Niedergang ziehen sich durch die Jahrhunderte. Wir leben im Heute mit einem großen Erbe der Vergangenheit, das es in die Zukunft fortzuschreiben gilt.

777

Herzog Tassilo von Bayern gründet Kremsmünster

An der Ostgrenze seines Reiches gründet der Bayernherzog Tassilo das Kloster als religiöses und kulturelles Zentrum zur Erschließung und Mission des Landes; davon zeugt bis heute das Netz der um das Stift herum gelegenen Pfarren. Die ersten Mönche kamen wohl aus dem 748 entstandenen Kloster Mondsee. Erst die mittelalterliche Legende nennt als Grund für die Stiftung den Tod des Herzogssohnes Gunther bei der Eberjagd.

Der Text der Legende: hier

Um 780 Tassilo-Liutpirc Kelch

Um 780 entstand vermutlich in Salzburg mit dem Tassilo-Liutpirc-Kelch ein Höhepunkt frühmittelalterlicher Kunst. Seit etwa 800 befindet er sich im Stift.

Mehr zum Kelch hier

787/791 Karl der Große bestätigt Kremsmünster

Ab 788 verliert Tassilo Macht und Land an den Frankenkönig Karl den Großen und wurde verbannt. Seine Stiftung an der Krems jedoch überlebte; der Frankenkönig und spätere Kaiser Karl hat sie feierlich bestätigt.

Über dem Brückentor ist der Kaiser ganz links mit einem Schwert neben Tassilo zu sehen.

Um 880 Blüte unter Abt Snelpero

Unter Abt Snelpero (+ 907), der eng mit dem karolingischen Königshaus verbunden war, erlebt Kremsmünster einen starken Aufschwung. Zeugen dieser Zeit sind etwa der Codex Millenarius Minor (um 870) oder die bis heute vom Stift betreute Pfarre Neuhofen an der Krems, wo das Kloster im Jahr 888 Besitzungen erhielt. Zum ersten Mal sprechen die Quellen außerdem von Reliquien des hl. Agapitus im Kloster.

Nach 900 Ungarneinfälle

In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts leidet das Kloster stark unter den Raubzügen der plündernden Ungarn. Sie führen zu einem wirtschaftlichen und geistigen Niedergang, so dass das Kloster seine Selbstständigkeit verliert und 975 Eigenkloster des Bischofs von Passau wird.

Um 1000 Erneuerung und monastische Reform

Kaiser Heinrich II. (+ 1024) fördert Kremsmünster, das um 1013 mit Abt Sigmar wieder einen eigenen Vorsteher erhält. Mönche aus dem bayerischen Kloster Niederaltaich erneuern das klösterliche Leben und legen den Grund für eine kommende Blüte.

1082 Weihe der Klosterkirche durch Bischof Altman

Bischof Altman von Passau (+ 1091) weiht die nach einem Brand wieder errichtete Kirche zu Ehren der Heiligen Blasius und Agapitus. Agapitus wird in der Folgezeit zum Hauptpatron des Klosters. Impulse zur Erneuerung des Lebens im Kloster kommen aus dem lothringischen Kloster Gorze.

Das Bild zeit den Agapitusaltar mit dem Reliquienschrein.

Agapitusaltar und Reliquienschrein

1207 Kirchenbrand und Neubau

Im Jahr 1207 wütet ein Brand im Kloster. Beim Wiederaufbau wird die im Kern noch heute bestehende Kirche gebaut. Nach den Einflüssen aus Gorze prägen die klösterlichen Gewohnheiten aus dem burgundischen Cluny über Vermittlung aus Hirsau das Leben in Kremsmünster; typisch für Cluny sind vor allem die feierliche Liturgie und das Totengedenken.

Um 1300 Blüte unter Abt Friedrich von Aich

Der ab 1275 regierende Abt Friedrich (+ 1325) führt das Stift zu einer großen Blüte. Erhalten haben sich davon zahlreiche Werke der bedeutenden Schreibschule und baulich der 1283 geweihte Chor der Stiftskirche sowie das Gunthergrab von 1304.

1483 Epidemie in Kremsmünster

Schon lange vor „Corona“ gab es Epidemien, vor denen auch das Stift Kremsmünster nicht verschont blieb. So starb 1483 sogar ein Fünftel der Mönche an einer Seuche. Auch der Spanischen Grippe im Jahr 1918 fielen zwei Mitbrüder zum Opfer.

1549 Das Stiftsgymnasium entsteht

In Kremsmünster hat die Ausbildung junger Menschen eine lange Tradition, so gab es seit den Anfängen eine Klosterschule. Als Abt Gregor Lechner im Zeitalter der Reformation diese für die Allgemeinheit öffnete, begründete er das bis heute bestehende Stiftsgymnasium.

Nach 1550 Kloster in der Krise

Die Reformation stellte den Sinn der Klöster in Frage, zahlreiche Klöster wurden aufgelöst. Auch in Kremsmünster war die „Neue Lehre“ weit verbreitet; im Jahr 1566 finden sich nur mehr drei Mönche im Kloster.

Nach 1600 Erneuerung und barocke Blüte

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts begann sich die katholische Reform durchzusetzen, was zu neuem Leben im Stift führte. Der Konvent wuchs stark, im Jahr 1609 machten etwa gleich 10 Novizen aus München Profess. Das Kloster gewann geistig, kulturell und politisch an Bedeutung, was sich noch heute an der damals begonnenen barocken Neugestaltung des Stiftes ablesen lässt. In den folgenden circa 150 Jahren erhielt die Anlage im Wesentlichen ihr heutiges Erscheinungsbild.

1613-1639 Abt Anton Wolfradt

Eine zentrale Figur der barocken Erneuerung war Abt Anton Wolfradt, der zu den bedeutendsten Äbten des Hauses zählt. Ursprünglich Zisterzienser von Heiligenkreuz kam er 1613 nach Kremsmünster, später wurde er zusätzlich Bischof von Wien und kaiserlicher Finanzminister. Er reformierte nicht nur das klösterliche Leben, sondern begann auch, die Ausstattung der Kirche im Stil des Barock zu erneuern. Sein Grab hat er im Wiener Stephansdom gefunden.

1638-1640 Bau des Feigenhauses

Mit dem 1640 fertiggestellten Feigenhaus befindet sich in den Stiftsgärten das älteste erhaltene Gewächshaus Österreichs. Im Jahr 2017 revitalisiert, erstrahlt es heute wieder in altem Glanz.

Stiftsgärten

1712 Neuer Hochaltar der Stiftskirche

Als 1712 mit einigen Jahren Verspätung endlich das Hochaltarbild der Verklärung Christi von Johann Andreas Wolff aus München aufgestellt werden konnte, kam die Barockisierung der Kirche zum Abschluss. Der alte Hochaltar wurde in die vom Stift betreute Pfarre Grünau im Almtal gebracht, wo er bis heute steht. Etwa 80 Mönche lebten zu dieser Zeit im Stift.

1749-1758 Bau der Sternwarte

Unter Abt Alexander Fixlmillner entstand die Sternwarte von Kremsmünster als Forschungsstätte und Universalmuseum, als das sie bis heute dient. Damals waren mehrere Mönche als Wissenschaftler und Professoren tätig, auch als Rektoren der Universität Salzburg. Überhaupt erlebte das Stift im 18. Jahrhundert eine große Blüte von Kunst und Kultur, etwa in der Pflege der Musik.

Zur Sternwarte: hier

1777 1000 Jahre Kremsmünster

Der 1000. Geburtstag des Klosters im Jahr 1777 wurde mit einer großen Festwoche auf das Feierlichste begangen. In dieser Zeit erlebte das Stift seinen personellen Höchststand von 113 Mönchen.

Nach 1780 Zeit des Josephinismus

Kurz nach dem Jubiläum begann Joseph II. ab 1780 im Sinne der Aufklärung stark in die Klöster einzugreifen; nur knapp konnte eine Petition in Wien die Auflösung des Stiftes verhindern, während etwa Garsten oder Mondsee ihr Ende fanden. Doch wurde die Aufnahme von Novizen verboten und das Chorgebet reduziert. Gleichzeitig wurden viele Pfarren neu gegründet, die das Stift zu betreuen hatte. Obwohl Joseph II. bereits 1790 starb und nach seinem Tod vieles zurückgenommen wurde, wirkten seine Reformen bis weit in das 19. Jahrhundert nach.

Hatte das Stift zwar überlebt, war die wirtschaftliche Situation vor allem auf Grund der napoleonischen Kriege in der Folgezeit lange angespannt.

Um 1850 monastische Erneuerung

Obwohl um 1800 in Europa fast ausgelöscht, erlebte das benediktinische Mönchtum im 19. Jahrhundert einen starken Neubeginn, etwa durch die Gründungen von Solesmes oder Beuron. Deren Impulse kamen auch nach Kremsmünster, wo man nach 1850 das seit 1789 reduzierte Chorgebet wieder erneuerte. Ausdruck dieser Reform ist die Errichtung eines Chorgestühls im Kapitelzimmer von 1862 bis 1864. Täglich kommt dort auch heute die Klostergemeinschaft zum Gebet zusammen.

Chorgestühl im Kapitelzimmer

1881 Abt Cölestin Ganglbauer wird Erzbischof von Wien

Nach Anton Wolfradt wurde mit Cölestin Ganglbauer 1881 ein zweiter Abt Kremsmünsters Erzbischof von Wien. Im Jahr 1877 hatte er das 1100-Jahr-Jubiläum gefeiert, aus dessen Anlass die Pfarrkirche von Bad Hall gebaut wurde. Ganglbauer – ab 1884 Kardinal – liegt wie Wolfradt im Stephansdom in Wien begraben.

1891 Ein neues Schulgebäude

Ende des 19. Jahrhunderts erfreute sich das Stiftsgymnasium eines sehr guten Rufes und zog Schüler aus der ganzen Monarchie an. Da die bisherigen Räume veraltet und zu eng waren, ließ Abt Leonhard von 1887 bis 1891 das neue Schulgebäude errichten, das bis heute Teile des Gymnasiums beherbergt.

Stiftsgymnasium

1941-1945 Aufhebung des Klosters durch die Nationalsozialisten

Am Schmerzhaften Freitag im Jahr 1941 – jedes Jahr wird daran mit einer Messe in der Kalvarienbergkirche erinnert – wurde das Kloster nach Repressionen durch die Nationalsozialisten aufgehoben und Abt und Mönche vertrieben. Einzelne zur Verwaltung zwangsverpflichtete Patres führten jedoch im Haus das Chorgebet weiter. Die Gebäude dienten als staatliche Oberschule, Sammelstelle für Raubkunst, Vertriebenen-Unterkunft, GESTAPO-Dienststelle und kurzzeitiger Sitz der aus der Slowakei vertriebenen Regierung unter Präsident Jozef Tiso. Nur knapp entgeht das Stift am Kriegsende der Zerstörung.

1945 Die Mönche kehren zurück

Mit der Befreiung Oberösterreichs durch die amerikanischen Truppen im Mai 1945 dürfen die Mönche in ihr Kloster zurückkehren. Unter großem Jubel begrüßt eine große Menschenschar den vertriebenen Abt Ignatius Schachermair am 28. Juli im Prälatenhof. Bereits im Herbst kann auch das Stiftsgymnasium wieder eröffnet werden.

Ab 1970 Mission in Barreiras (Brasilien)

War es Brauch, zu den großen Jubiläen des Stiftes eine Kirche zu errichten, wollte man zur 1200-Jahr-Feier eine lebendige Gemeinde aufbauen. Dafür entsandte das Kloster im Jahr 1970 Mönche in die Mission nach Barreiras (Bahia, Brasilien), begleitet von Schwestern aus Steinerkirchen. Das Pfarrgebiet wurde schließlich 1979 zur Diözese erhoben und der Kremsmünsterer Mönch P. Richard Weberberger OSB (+ 2010) zum ersten Bischof ernannt. Im Jahr 2011 kam mit P. Gerhard unser letzte Mitbruder ins Stift zurück, doch besteht bis heute eine enge Verbundenheit mit Brasilien.

Mission in Brasilien- Freundeskreis Barreiras

1977 Feier des 1200-Jahr-Jubiläums

Im Jahr 1977 beging das Stift unter Abt Albert Bruckmayr (+ 1982) sein 1200-Jahr-Jubiläum mit vielen Feierlichkeiten und der großen Landesausstellung im Kloster. Im Vorfeld wurden weite Teile der Gebäude renoviert und Ausstellungsräume in Galerie und Sternwarte neu geordnet.

 

2017 OÖ Landesgartenschau

Unter dem Motto „Dreiklang der Gärten“ fand in Kremsmünster die Oberösterreichische Landesgartenschau 2017 statt und lockte etwa 280.000 Besucher in den Stiftsort. Die Schau ließ die Gärten bei uns im Stift aufblühen.

Stiftsgärten

Heute Aufbruch in die Zukunft

Seit 2007 steht Abt Ambros Ebhart dem Stift vor, das er vor allem als geistliches Zentrum sieht. Eine große Herausforderung war die ab 2010 erfolgte Aufarbeitung von Missbrauchsfällen im Konvikt, im Zuge derer neue Präventionsmaßnahmen gesetzt wurden. Eine Gedenktafel wurde errichtet. Heute gehen etwa 440 Schülerinnen und Schüler ins Gymnasium, das von 2014-2016 renoviert und großzügig erweitert wurde.

Neben dem Dienst in den Pfarren bietet das Stift seit 2010 zur Vertiefung des Glaubens die Reihen „Mehrwert Glaube“ und für junge Leute den „Treffpunkt Benedikt“ an, aus dem 2017 das bereits in mehreren Auflagen erschienene Jugendbrevier „Oremus“ entstanden ist.

So gehen wir heute den Weg unserer klösterlichen Berufung an diesem Ort mit seiner über 1240jährigen Geschichte voll Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit weiter, damit in allem Gott verherrlicht werde!