Sanierung des Kircheninneren
Abt Ambros, Landeskonservatorin Petra Weiss und Baumeister Peter Griebaum informierten bei einem Pressegespräch am 8. Mai über das Projekt und gaben Einblick in den Abbau eines barocken Seitenaltars.
Die Innenrenovierung als Herausforderung für die Seelsorge
Abt Ambros Ebhart
Die Innenrenovierung unseres geistlichen Zentrums hat begonnen
Die Generalsanierung der Stiftskirche ist für die nächsten Jahre das größte Projekt und die größte Herausforderung des Klosters. Im Lauf der Jahrzehnte seit der letzten Renovierung vor dem 1200-Jahrjubiläum 1977 sind wieder Schäden aufgetreten und erkannt worden, die dringend behoben werden müssen, um die Kirche zu erhalten. Die Außenarbeiten und die statischen Sicherungsarbeiten im Dachraum und an den Gewölbedecken konnten erfolgreich abgeschlossen werden.
Jetzt haben die Arbeiten im Inneren der Kirche begonnen, die vor allem eine große Herausforderung für die Seelsorge der Pfarre und für das geistliche Leben der Klostergemeinschaft bedeuten. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Kirche auch während der langwierigen und schwierigen Arbeiten wenigstens in Teilbereichen genutzt werden kann und die Menschen unserer Stiftspfarre Gottesdienste feiern können.
Die Kirche als Mittelpunkt des Klosters
Es gibt den sogenannten Klosterplan St. Gallen, der nach 800 gezeichnet wurde. Er zeigt die früheste Darstellung eines Klosterbezirks aus dem Mittelalter. Er ist – so können wir sagen – maßgebend geworden für den Bau eines jeden Klosters.
In der Mitte dieses Planes steht die Kirche. Sie ist das geistliche Zentrum, an das sich alles andere anschließt, der Kreuzgang, Wohnraum der Mönche, Schreibschule, Bibliothek und nach außen hin die Wirtschaftsgebäude und die Gärten.
Auch unsere Stiftskirche in Kremsmünster ist die geistliche Mitte unseres Klosters. Sie ist uns Erbe und Auftrag! Durch Jahrhunderte hindurch ist unser Kloster mit der Stiftskirche als geistliches Zentrum gewachsen. So finden wir in unserer Stiftskirche viele romanische und gotische Elemente, die uns in unsere Geschichte zurückschauen lassen.
Die Seelsorge ist gesichert
Die Renovierung unserer Stiftskirche ist vor allem eine große seelsorgliche Herausforderung. Wie und wo gestalten wir die Gottesdienste, wenn die Kirche zu zwei Drittel gesperrt ist? Wo feiern wir die Feste, wo und in welcher Form halten wir unser Stundengebet? Wir haben – Gott sei Dank – Kirchen und Räume, in die wir ausweichen können – auch außerhalb des Klosterbereichs. So wird am 11. Juli die Priesterweihe von P. Anselm in der Kaplaneikirche Kirchberg stattfinden. Die Kirche Heiligenkreuz und im Kloster selbst die Michaelskapelle und die „Akademische Kapelle“ wie auch der Kaisersaal werden für die liturgischen Feiern verwendet werden. Es ist meinen Mitbrüdern und mir ein großes Anliegen, dass durch die Renovierung das geistliche und spirituelle Angebot nicht auf der Strecke bleibt und die Seelsorge nicht behindert ist.
Verständnis und Unterstützung
Wir hoffen auf viel Verständnis unserer Gottesdienstbesucher, von denen viele regelmäßig auch von auswärts zu uns kommen. Wir werden uns bemühen, dass die Einschränkungen für sie, aber auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums im Rahmen bleiben.
Mit Frau Hofrat Mag.a Petra Weiss und Baumeister Peter Griebaum stehen uns erfahrene und kompetente Personen zur Seite. Wir sind dankbar, dass Landeskonservatorin Petra Weiss nicht nur mit den Mitteln des Bundesdenkmalamtes, sondern auch mit ihrer Expertise die Arbeiten unterstützt. Ebenso danken wir Baumeister Peter Griebaum, der mit seiner großen Erfahrung bei der Restaurierung von Klöstern und Kirchen dieses große Renovierungsprojekt leitet und koordiniert.
Mit Kosten, die derzeit auf 10 Millionen Euro geschätzt werden, ist die Generalsanierung der Kirche auch eine finanzielle Herausforderung. Wir sind dankbar, dass uns die Diözese Linz, das Land Oberösterreich und das Bundesdenkmal finanziell unterstützen. Dennoch bleibt dem Stift ein guter Teil, den es aufzubringen gilt. Dabei hilft uns ein Sponsorenkomitee, das um Spenden für die Renovierung der Stiftskirche wirbt.
So möchten wir bis zum Jubiläum 2027 – 1250 Jahre Stift Kremsmünster – die Stiftskirche als das Zentrum unseres Klosters in neuem Glanz erstrahlen lassen.
Einzigartige Bestände sichern
Hofrat Ing. Mag.a Petra Weiss, Landeskonservatorin Bundesdenkmalamt OÖ
Die Stiftskirche Kremsmünster stellt das bedeutendste sakrale Bauwerk Oberösterreichs auf mittelalterlichem Fundament dar. 2027 jährt sich das Gründungsdatum des Klosters Kremsmünster zum 1.250 Mal, gleichzeitig wird aber auch das 750-jährige Bestehen der Stiftskirche gefeiert. 1277 weihte Abt Friedrich von Aich das fertig gestellte Langhaus, das bis heute die Grundmauern der Stiftskirche bildet.
Die nun anstehende Restaurierung der Stiftskirche – das derzeit umfangreichste Restaurierungsprojekt im Bundesland – beschäftigt sich in ihrer methodischen Herangehensweise mit dem überlieferten Erscheinungsbild der drei barocken Umgestaltungsphasen. Nach einer Umgestaltung des Chorraumes Anfang des 17. Jahrhunderts erhielt die Stiftskirche ab 1670 unter der Leitung von Carlo Carlone ihre Stuckausstattung, für die Giovanni Battista Colomba und Giovanni Battista Barberini verantwortlich zeichneten. Unmittelbar danach statteten die Gebrüder Grabenberger die Stiftskirche mit Fresken aus, die Szenen aus dem Alten Testament zeigen. Im Zuge der dritten Barockisierungsphase unter Abt Alexander Strasser (1709 – 1731) wurden die Seitenaltäre errichtet, die von Engeln flankiert werden. Sie werden Johann Michael Zürn dem Jüngeren zugeschrieben.
Bemerkenswert ist, dass die Stiftskirche ihre barocke Farbigkeit bis in die Gegenwart weiter tradiert hat, sodass die sensible Herangehensweise durch Reinigung und Überfassung mit Kalklasuren des Stucks und der Wandflächen gewählt werden konnte. Die Ölgemälde der Seitenaltäre müssen einer tiefer gehenden Restaurierung unterzogen werden, da die Leinwände und die Malschichten bereits starke Schäden und Verschmutzungen aufweisen. Der tiefste Eingriff erfolgt bei den Steinteilen der Seitenaltäre. Zahlreiche großflächige Salzausblühungen haben die Marmore derart in Mitleidenschaft gezogen, dass hier aufwendige Entsalzungmassnahmen erfolgen müssen. All diese Erkenntnisse wurden im Rahmen von in den Jahren 2020 bis 2022 erfolgten umfassenden Befundungen und bauphysikalischen Untersuchungen gewonnen.
Das wesentlichste Merkmal dieser Restaurierkampagne bedeutet die Wahrung des Alterswertes der Raumschale und der Ausstattung der Stiftskirche, also des überkommenen Erscheinungsbildes. Auch wenn die barocke Farbigkeit noch überwiegend wahrnehmbar ist, so haben die Jahrhunderte danach ebenfalls immer wieder in den Bestand eingegriffen. Nun gilt es ein harmonisches Ganzes zu bewirken. Die grundsätzlich konservierende Herangehensweise mit vereinzelten tieferen Eingriffen, etwa bei den Seitenaltären, kennzeichnet die Restaurierung der Stiftskirche in den nächsten Jahren.
Vier anspruchsvolle Jahre für die Innenrestaurierung
Baumeister Ing. Peter Griebaum, Projektleiter und Koordinator
Aufgrund der beeindruckenden Dimensionen der Stiftskirche wird die Innenrestaurierung in vier Jahresetappen erfolgen. Heuer haben die Arbeiten bereits im nördlichen Seitenschiff, im Mittelschiff sowie für die Orgelempore begonnen und werden 2024 fertiggestellt. In den Jahren 2025/26 folgen dann das südliche Seitenschiff, der Eingangsbereich und die Marienkapelle.
Am Beginn einer Etappe stehen jeweils die groben Arbeiten in der Sockelzone. Nach der Gerüstaufstellung im Kircheninneren verlagern sich diese weiter nach oben und gestalten sich in der Folge zusehends feiner. Der Ablauf von Reinigung, möglicherweise Festigung, Ergänzung von Fehlstellen und einer abschließenden Oberflächenbehandlung kann als klassisch in der Restaurierung bezeichnet werden.
Nach dem Abbau der Kirchenausstattung und dem Errichten von großflächigen Staubschutzmaßnahmen wird mit dem Zerlegen der Seitenaltäre begonnen. Dieser massive Eingriff ist notwendig, da sich im Stein eine hohe Konzentration an bauschädlichen Salzen über die Jahrhunderte aufgebaut und Schäden verursacht hat.
Für den reibungslosen Verlauf des Projektes ist eine gute Abstimmung der verschiedenen Handwerksbetriebe und ihrer Arbeiten notwendig. Allein an den zwölf Seitenaltären werden der Stein, das Ölgemälde, der Gemälderahmen, die Metallzierteile von jeweils spezialisierten RestauratorInnen bearbeitet. Die zu treffenden Maßnahmen der insgesamt zehn Gewerke werden im Vorfeld festgelegt und sollen im Endergebnis ein stimmiges Gesamtbild ergeben.
Das Raumklima der Kirche ist ein weiteres wichtiges und zu behandelndes Thema. Derzeit ist es zu warm und zu feucht. Diese Verhältnisse begünstigen das Wachstum von Schimmel und Holzschädlingen, die beide bereits im Rahmen der Voruntersuchungen punktuell nachgewiesen werden konnten. Auch hierfür wurden umzusetzende Maßnahmen festgelegt, die das Klima langfristig positiv beeinflussen sollen.
Fotos: © Diözese Linz, Kienberger