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14. Februar 2019

Du. Ein Teil von meinem Herzen.

Gedanken zur Liebe (Gottes) anlässlich des Valentinstages.

Herz. Wir reden von einem Herzen aus Stein, wenn jemand sehr kühl und hart ist. Wir prüfen etwas auf Herz und Nieren, wenn wir skeptisch sind und es genau wissen wollen. Wir sagen, dass manche Menschen ein weiches Herz haben und meinen damit, dass sie mitfühlend und liebevoll sind. Die Flippers singen in einem Schlager, der nicht einmal mir gefällt, vom Herz aus Schokolade. Jedenfalls tragen wir Menschen in unserem Herzen und freuen uns, wenn auch wir Anderen am Herzen liegen. Herz. Da schwingt Sehnsucht mit und Angst. Keiner von uns möchte eine Stress-Kardiomyopathie bekommen. Zu Deutsch: ein gebrochenes Herz.
„Du. Ein Teil von meinem Herzen“, so heißt ein Lied von Jonathan Zelter. Aber eben ein Teil vom Ganzen. Kein Teil, der abgebrochen ist. Das ist das Wesen der Liebe. Da kann ich jetzt nicht her gehen und sagen „schenk mir dein Herz“ in der Mentalität, dass es dann mir gehört und ich mir nehme, was ich will und vermeintlich brauche. Wenn mir jemand sein Herz schenkt, dann verliert er nicht etwas, sondern gewinnt. Wenn ein DU ein Teil von meinem Herzen ist, dann wird mein Herz größer und wenn ich jemandem mein Herz schenke, dann wird meines nicht kleiner. Indem ich mich einlasse auf die Liebe und etwas von mir gebe, empfange ich. Klingt kompliziert. Kompliziert ist die Liebe ja mitunter auch, aber eigentlich auch nicht. Wir streben nach Einheit. Auf der menschlichen Ebene und auf der göttlichen Ebene. Jesus hinterlässt uns im Evangelium, dass er wünscht, dass wir eins sind untereinander und mit ihm, so wie ER mit seinem Vater. Damit ich mit einem Anderen und auch mit Gott eins sein kann, muss ich zunächst einmal mit mir selbst eins sein. Ich muss mit mir selbst im Reinen sein. Ich muss selbst ein Liebender sein, wie wir auch im Ersten Johannesbrief lesen: „Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit. Daran werden wir erkennen, dass wir aus der Wahrheit sind, und werden unser Herz in seiner Gegenwart beruhigen.“ (1 Joh 3,18f.) Liebe ist mehr als ein Gefühl und erweist sich vor allem im Alltag durch unser Handeln. Damit wir aber gelassen und ruhig und eins mit uns selbst sein können, brauchen wir Gott. In seiner Gegenwart werden wir unser Herz beruhigen. Wir liegen letztlich Gott am Herzen, er hat ein Herz für uns. Er hat uns in sein Herz geschrieben. Diese Wahrheit kann uns zum erfüllten Leben verhelfen. Die Liebe gibt’s aber immer nur als Gesamtpaket. Nur zu sagen, „ich liebe Gott“, aber mit sich selbst nicht im Reinen und mit den Mitmenschen zerstritten zu sein, das gilt nicht, davon spricht schon der Apostel im selben Brief der Bibel. (vgl. 1 Joh 4,20) Funktionieren kann es aber letztlich auch nur, wenn ich zuerst einmal weiß, dass ich von Gott geliebt bin. Heute ist das Problem, dass manche Menschen sich ALLES von einem anderen Menschen erwarten und erhoffen. Dieses Vertrauen und diese bedingungslose Liebe sind schon wichtig. Wir müssen aber, so bin ich überzeugt, immer in dieser dreifachen Dimension der Liebe bleiben. Gottesliebe. Die ja eben zuallererst seine Liebe zu uns ist. Nächstenliebe. Denn einen konkreten Menschen zu lieben ist zwar mitunter schwierig, aber gehört doch auch zum erfüllendsten, was uns auf Erden geschenkt ist. Selbstliebe. Leider oft als Egoismus verschrien, aber eigentlich Konsequenz aus der Erfahrung dass Gott uns liebt und Voraussetzung für die Liebe zu einem Menschen. Es geht immer ums Ganze. Weil wir ein Teil von Gottes Herzen sind, können wir GANZ lieben. Und Liebe, das wird mir immer mehr bewusst, ist vor allem leise. Nicht die großen Liebesschwüre einem anderen gegenüber. Nicht die begeisterten Stunden in denen man Gott ganz intensiv spürt. Nicht die Augenblicke wo ich selbst im Mittelpunkt stehe und von allen geliebt werde sind entscheidend. Sondern die vielen Alltäglichkeiten, das was oft im Verborgenen geschieht. Wo ich Gottes Nähe spüre mitten in den Schwierigkeiten des Alltags. Wo ein Mensch einfach da ist, selbstverständlich und unaufdringlich. Wo ich mich selbst in den Spiegel schauen und zufrieden „ja“ zu mir sagen kann.
Jonathan Zelter singt in seinem Lied davon: „Ohne Worte, ohne Sprache würden wir uns auch versteh'n. Können zusammen so stark sein und dass große Ganze seh'n.“ Im Großen und Ganzen ist Liebe leise, so wie Gott der nichts mehr möchte, als dass unser Herz heil und ganz ist. Das geht nur, indem wir bereit sind, unser Herz auch zu verschenken. Dann bekommen wir keine Stress-Kardiomyopathie – also broken-heart-syndrom sondern, dann wird Gott das, was in uns verwundet ist heilen, wie er im Buch Ezechiel verheißen hat: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.“ (Ez 36,26). Bei Gott haben wir ein „whole heart syndrom.“ Da geht es ums Ganze und er macht uns heil und ganz.
P. Franz