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22. März 2024

Benedicti-Tag

Am Hochfest des Hl. Benedikt zelebrierte Abt Nikolaus Thiel das Pontifikalamt und hielt eine Predigt über den guten und den schlechten Eifer.

Es ist eine jahrzehntelange Tradition, dass der Abt des Nachbarklosters Schlierbach am Hochfest des Heiligen Benedikt (21. März), unseres Ordensgründers, nach Kremsmünster kommt und dem Pontifikalamt vorsteht. Im Gegenzug ist der Abt von Kremsmünster am Bernardi-Tag (20. August) Hauptzelebrant beim Pontifikalamt im Stift Schlierbach.

Zum Festgottesdienst am heurigen Benedicti-Tag kamen viele mit der Klostergemeinschaft Verbundene sowie die Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Klassen des Stiftsgymnasiums. Der Gottesdienst fand aufgrund der Kirchensanierung im rechten Seitenschiff beim Agapitusaltar statt.

„Vom guten und vom schlechten Eifer“

Predigt von Abt Nikolaus Thiel, gehalten in der Stiftskirche Kremsmünster am Benedicti-Tag

„Wie es den bösen Eifer der Bitterkeit gibt, der von Gott trennt und in die Hölle, (besser übersetzt: in den Abgrund) führt, so gibt es auch den guten Eifer, der von den Sünden trennt und zum ewigen Leben führt.“ (RB 72) Eifer zeigen kann man also auf zweierlei Arten deuten. Im positiven Sinn bedeutet Eifer: fleißig sein, sich bemühen und einsetzen. Im negativen Sinn: Strebertum, devot sein.

Wenn Benedikt vom bösen Eifer redet, gibt er wohl eine Erfahrung wieder, die wir kennen. Mancher Eifer, manche zu große Beflissenheit und Geschäftigkeit kann auf die Nerven gehen. Blinder Eifer, der nicht überlegt, was wirklich nützt. Der bittere Eifer, der seine Ziele mit Gewalt durchsetzen will und Überzeugung und Gefühle anderer nicht achtet. Der Eifer des Fanatikers. Mit Eifer kann man vieles kaputt machen. Es gibt den Eifer, der krank macht. Das immer nur Lernen und Arbeiten, das die Gesundheit schädigt. Der Übereifer, der den Nächsten nicht kennt – immer nur die Arbeit – und Familie und Freundschaft vergisst.

Aber was ist nun der gute Eifer, den der hl. Benedikt will?

Als erstes nennt er „einander in gegenseitiger Achtung zuvorkommen, ihre körperlichen und charakterlichen Schwächen mit unerschöpflicher Geduld ertragen“. Dieser Eifer überfährt und überfordert die anderen nicht, er bewährt sich geradezu im Ertragen der Schwächen des anderen. Er sucht das Geheimnis Gottes im anderen zu sehen. Ja, wir Mönche kennen das allzu gut, wie unendlich nervig mancher neben uns sein kann, seine Gewohnheiten, Sätze, … Das kennt man aber wohl auch in Familie und selbst im Klassenverband. Viele Beispiele fallen uns dafür wohl hier ein. Eifer im Zugehen aufeinander, im immer neu Suchen des Miteinander. Der große Friede, den wir uns alle für die Welt wünschen, er beginnt im Kleinen und wird geübt genau in dieser Grundhaltung: nicht den Nächsten als Feind und nicht nur seine Schwächen sehen. Wie gelingend könnte mit dieser Grundhaltung unser aller Leben sein, sowohl im Kleinen einer Gemeinschaft, der Schule, der Familie, als auch im Großen der Politik und Gesellschaft.

Der „gute Eifer“  (freilich gibt es auch anderes): Gut ist es zu lernen, gut ist es sich ausreichend zu bewegen, guter Eifer in vielen Dingen ist für ein gelingendes Leben nötig und wichtig. Den „guten Eifer“ können wir verstehen als Engagement, als Verantwortungsbewusstsein, als stetes Bemühen, sich für das Wohl der anderen einzusetzen. Aber Benedikt erweitert diese Sichtweise noch und fügt hinzu, was noch „guter Eifer“ ist: „Christus sollen sie überhaupt nichts vorziehen…“

Wie erkenne ich in Welt und Leben, wie unterscheide ich für mein Leben, was gut ist, was richtig ist und was schadet? Letztlich  um beim heutigen Thema zu bleiben , wie merke ich für mich selbst, was böser und bitterer Eifer ist, der mir schadet und ebenso den Nächsten, und was guter Eifer ist, der mich weiterbringt und zu einem guten, gelingenden Leben führt? Es ist ja nicht immer alles einfach, nicht immer alles „eh klar“, transparent und von vornherein leicht zu durchschauen. Eine Hilfe, wenn nicht sogar DIE Hilfe gibt uns Christus in seinem Lebensbeispiel und seinem Wort, das uns die Heiligen Schriften überliefern. „Christus sollen sie überhaupt nichts vorziehen“, ist vielleicht hier so zu deuten: Bei Christus sollen sie letzte Antworten suchen, eine Orientierung suchen und ihm zutrauen, dass er Halt im Leben ist, auch Halt gibt bei der Frage „Was ist guter Eifer, der mich weiterbringt und was führt ins Abseits“.

Benedikt kennt die Bibel und zitiert sie ununterbrochen, er lebt sie auch, er findet in ihr Antworten auf seine Lebensfragen. Möge es auch uns geschenkt sein.

Benediktusregel Handschrift P Raphael Oberkobler 3

Abbildung: Benediktsregel, handgeschrieben von P. Raphael Oberkobler (Benediktinerkloster Scheyern)