"Halt an, wo läufst du hin..."
Impuls zum zweiten Sonntag im Advent von Abt em. Ambros Ebhart.
„Halt an, wo laufst du hin…" Angelus Silesius
Von Jahr zu Jahr, so kommt mir vor, gehen wir ratloser und rastloser auf Weihnachten zu. – Fast jeder stöhnt über den gewaltigen Betrieb in dieser sogenannten stillen Zeit des Advents. Es tut gut, auch andere Botschaften für diese Zeit wahrzunehmen, die uns helfen, uns auf das Eigentliche und Wesentliche unseres Lebens zu konzentrieren. Heute, am 2. Adventsonntag hören wir den Ruf Johannes des Täufers: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ Und: „Bereitet den Weg des Herrn!“
Vom Mystiker Angelus Silesius (+1677) stammt das Wort: „Halt an, wo laufst du hin, der Himmel ist in dir; Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.“
Im Tagesgebet der hl. Messe heute heißt es: „Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern, deinem Sohn entgegenzugehen!“ Um dieses Ziel zu erreichen brauchen wir Veränderung, Umkehr, neue Ausrichtung auf Gott hin und auf gelingendes Mensch-sein und Christ-sein.
Ich möchte ein paar ganz praktische Anregungen geben:
- Suche die STILLE
Meister Eckhard sagt: „Ich will sitzen und schweigen und hören, was Gott in mir redet.“ Wir müssen versuchen, den letzten Rest der Stille zu retten, die zum Advent gehört. Lärm vermeiden und Lärmquellen abschalten!
- Suche das LESEN
Der Heilige Benedikt legt großen Wert auf die Lesung, auf die „lectio divina.“ Er hält für seine Mönche Zeiten des Tages frei, um die Heilige Schrift zu lesen.
Fragen wir uns einmal ganz ehrlich: Was lese ich alles im Laufe einer Woche? Und wieviel und was schaue ich im Computer, im Fernsehen? Wieviel Belangloses, Nichtsnutziges? Wieviel davon ist überflüssig? – Wie wär’s, wenn wir z.B. an jedem Tag dieser Adventswochen einen kleinen Abschnitt aus der Heiligen Schrift lese?
- Suche zu BETEN
Der Advent ist ganz wesentlich eine Zeit des Gebetes. Die Nähe Gottes suchen im Gebet, sich IHM öffnen, sich IHM hinhalten und alles zu IHM hintragen, den Lebensrucksack immer wieder einmal bei ihm abstellen, der Seele eine Atempause gönnen, ausruhen am Herzen Gottes.
- Suche die UMKEHR
Johannes der Täufer ruft uns zu: Bekehrt euch. Richtet euren Sinn auf Gott aus. Der Glaube zeigt uns: „Die eigentliche Sünde unserer Zeit ist fehlendes Sündenbewusstsein, mangelnde Sensibilität gegenüber dem Bösen. Viele schmerzt nicht mehr, was sie falsch machen oder falsch gemacht haben.“
- Suche in allem die LIEBE
„Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!“ sagt Jesus. Dazu gehört: Liebe üben, Geduld haben, Verzeihung schenken, jeden Tag neu. Liebe üben, nicht bloß in Worten, sondern in Tat und Wahrheit. Und bitten wir Gott, - wie es im Tagesgebet heißt, dass „irdische Aufgaben und Sorgen uns nicht hindern, Jesus Christus entgegenzugehen“.
Abt em. Ambros Ebhart, verfasst für die Bezirksrundschau Kirchdorf