Skip to main content
Benediktinermönch bei Näharbeiten an historischem Messgewand
07. September 2021

Faszination für Paramente

Frater Raphael hat in einem dreiwöchigen Projekt an ausgewählten Paramenten der Schatzkammer gearbeitet.

Auszug aus dem Bericht der Ordensgemeinschaften:

Im Atelier für Textilrestaurierung von Hilde Neugebauer, das in der Schlossanlage Schönbrunn liegt, eignete sich Frater Raphael bei einem „Textilrestaurierungspraktikum“ Wissen und Praxis über den Umgang mit historischen Paramenten, wie die liturgischen Gewänder genannt werden, an.

Für das Praktikumsprojekt wählte er zwei Objekte aus der Schatzkammer des Stiftes Kremsmünster aus: Ein farbenprächtiges Messgewand von 1870, bei dem das Seidenfutter des schweren, mit Goldfäden gewebten Brokatstoffes beschädigt war. Das zweite Objekt war ein Paar Stoffschuhe, das um 1711 unter Abt Alexander Strasser (reg. 1709-1731) angeschafft wurde und Lagerschäden aufwies.

Während des Praktikums lernte Frater viel über historische Stoffe und Nähtechniken. Da er sich als talentierter Näher herausstellte, durfte er selber zu Nadel und Faden greifen und Stich für Stich das neue lila Seidenfutter annähen, wozu man neben einer ruhigen Hand auch viel Geduld braucht. Dabei verwendet man eine feine, gebogene Nadel, die auch in der Darm-Chirurgie Verwendung findet.

Das Interesse für historische Textilien wurde 2020 geweckt, als Frater Raphael im ersten Corona-Lockdown Mesnerdienste übernommen hatte und die Messkleider und Ornate für die Liturgie heraussuchte und auflegte. Er sagt über Paramente: „Die historischen Paramente erzählen viel über die Zeit, aus der sie kommen und über den Ort, an dem sie mehrere Jahrhunderte getragen wurden. Gerade als Benediktinermönche, die wir das Gelübde der Ortsgebundenen „stabilitas“ ablegen, ist das auch sehr bewegend immer mehr über den Ort zu erfahren, an dem man täglich lebt. Besonders bei Objekten, die so eng in Verbindung mit unserem Gebet und der Liturgie stehen. Je mehr man schließlich über ein Objekt erfährt, umso mehr kann man nur staunen.“

Übrigens, das älteste liturgische Kleidungsstück ist eine Mitra aus dem Jahr 1616. Mehr darüber im Bericht der Ordensgemeinschaften: Mitra aus dem Benediktinerstift Kremsmünster

Ein ausführlicher Bericht über das Praktikum von Frater Raphael ist nachzulesen unter: Mit Chirurgennadel und Seidenfaden - Ordensgemeinschaften Österreich