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Fischbecken mit Arkaden und Bonsais
Fischbecken mit Arkaden und Bonsais
26. Mai 2025

Eine Erfahrung des Schönen

Bonsai-Ausstellung verlieh dem Fischkalter eine ganz besondere Atmosphäre.

Am 24. und 25. Mai 2025 konnte man im barocken Ambiente des Fischkalters die Faszination der Bonsais erleben. Die Ausstellung der ABA - Austrian Bonsai Association wurde vom oberösterreichischen Bonsaiclub organisiert. Es war eine seltene Gelegenheit, die Faszination der Bonsai hautnah zu erleben – lebendige Kunstwerke, die Ruhe, Schönheit und Natur in einzigartiger Form verbinden. Zu sehen waren eine Selektion herausragender Bonsai-Exemplare, ergänzt durch Suiseki (Steinarrangements) und Kusamono (Begleitpflanzen), die das harmonische Gesamtbild abrunden und japanische Ästhetik erlebbar machen.

Bonsai Ausstellung 2025 PJS 89

Bei der Eröffnung mit dem Präsidenten des OÖ Bonsaiclubs Dieter Barthofer und Vize-Bürgermeisterin Dagmar Fetz-Lugmayr ging Prior P. Maximilian in seiner Eröffnungsrede auf den Begriff der Schönheit ein, wie er in der Bonsaikunst erfahrbar wird:

"Zwei Begriffe spielen in der Bonsai-Technik eine wesentliche Rolle spielen: Wabi und Sabi. Wabi bezeichnet ursprünglich das Elende, Einsame, Verlorene und wird zum stillen Geschmack am Unfertigen. Dieses Wort wurde auch besonders geprägt durch einen japanischen Teemeister und Zen-Mönch des 16. Jahrhunderts, Sen no Rikyu. Sabi – der zweite Begriff – bedeutet alt sein, Reife haben. Es braucht also Zeit, bis etwas schön werden kann, bzw. als schön empfunden werden kann.

Wabi und Sabi bilden damit eine Erfahrung des Schönen, die der westlichen Schönheits-Erfahrung entgegensteht. Nicht Perfektion und offenkundige Schönheit, wie sie heute in unserer Kultur ästhetisch reizvoll präsentiert wird, ist hier das Ideal, sondern der stille Geschmack von etwas über lange Zeit hinweg Gewordenes.

Ein anderes Begriffspaar zu Bonsais ist: natürlich und künstlich. Natürlich gewachsen sind diese Bäumchen aus Holz, in Erde und natürlicher Umgebung; kunstvoll gestaltet sind sie vom Menschen, oft über Jahre und Jahrzehnte hinweg. Es braucht neben Zeit auch viel Geduld und Liebe. Die Freude über das eigene Tun und das Ergebnis – falls es jemals ein endgültiges gibt – enthält jenen stillen Geschmack, der oft in der Einsamkeit gewachsen ist und sich entfaltet hat. Hier sehen wir also eine andere Ästhetik als das heute oft so Grelle und Helle, das Glänzende und Glitzernde. Es ist eine Ästhetik, die die eigene innere Persönlichkeit einschließen will.

In diesem Sinn wünsche ich den Besuchern der Bonsai-Ausstellung stille Momente, in denen einerseits der äußere Eindruck wirken und gleichzeitig die eigene Persönlichkeit zur Entfaltung kommen kann, ja vielleicht sogar manch transzendenter Augenblick die Seele streift."

Die besonderen Eindrücke der Bonsai-Ausstellung kann man im Video von Dieter Rodemund nacherleben. LINK ZUM VIDEO

Fotos von P. Josef Stelzer