


Von „Sommervögeln“ und vom „Arche-Noah-Prinzip“
Für den 3. Oktober 2024, 19.00 Uhr hatte der Anselm-Desing-Verein zu einem Vortrag über die zoologischen Sammlungen in der Sternwarte eingeladen, und zwar in eine ganz besondere „Location“, wie dies heutzutage in „Latin-English“ gerne bezeichet wird. Dr. P. Amand Kraml (MJ 1971), der Direktor der Sternwarte, hieß die Gäste im weit und breit wohl schönsten Raum für eine naturwissenschaftliche Veranstaltung willkommen: im 4. Stock der Sternwarte, im so genannten „Hohen Saal“. Die 40 Besucherinnen und Besucher waren von der prächtigen Rokoko-Stuckdecke mit Darstellungen der Künste und Wissenschaften von Franz Ignaz Holzinger (1768) ebenso beeindruckt wie von den wunderschönen Ausstellungskästen, die die Stiftstischler um 1880 angefertigt hatten.
Dir. P. Amand präsentierte multimedial die Geschichte der zoologischen Sammeltätigkeit im Stift Kremsmünster, die schon vor der Errichtung der Sternwarte als Universalmuseum im Geist der Aufklärung begonnen hatte. Die aufmerksamen Zuhörerinnen und Zuhörer erfuhren über die wissenschaftlichen Schwerpunkte und die bleibenden Verdienste der bisherigen Kustoden, weiters über die zahlreichen Gönner und Freunde, die der „Zoologie“ zahlreiche Objekte und ganze Sammlungen stifteten.
Dir. P. Amand bezeichnete die Funktion der Sternwarte heute als „Museum eines Museums“ und die zoologischen Sammlungen als „Archiv der Fauna unserer Region und darüber hinaus“.
Nach dem Vortrag folgte ein Rundgang durch das gesamte „Zoologische Cabinet“, wie auf der historischen Tafel beim Stiegenaufgang steht. Besonders interessant war der Einblick in die Stauräume im unteren Bereich der Museumskästen. Dort sind eine große Anzahl weiterer Präparate und Ausstellungsstücke platzsparend deponiert, die bei einer regulären Sternwarteführung nicht zu sehen sind.
ADV-Obfrau Prof. Tatjana Hill bedankte sich im Namen aller Gäste herzlich und lud freundlich ein, dem Anselm-Desing-Verein beizutreten.
Was ist nun das „Arche-Noah-Prinzip“? Nach diesem Grundsatz begann man am Beginn der musealen Tätigkeit zu sammeln: von jeder Spezies ein „Pärchen“. Und als „Sommervögel“ bezeichnet P. Laurenz Doberschiz in seinem Werk „Specula Cremifanensis“, der ersten umfassenden Dokumentation über die Sternwarte aus dem Jahr 1764, die bunten und ihn besonders beeindruckenden Schmetterlinge.
Selbstverständlich stehen die Sammlungen außerhalb der Wintersperre der Sternwarte dem Stiftsgymnasium für Unterrichtszwecke zur Verfügung – eine in Österreich und darüber hinaus wohl einzigartige Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler.
Wolfgang Leberbauer







