Saxa Cremifanensia loquuntur - Die 5. Klasse erkundet Inschriften im Stift

Tagtäglich gehen wir im Stiftsbereich an einer Reihe von lateinischen Inschriften vorbei, meistens achtlos und ohne uns Gedanken darüber zu machen, was diese uns eigentlich sagen. Wir treffen auf Bauinschriften, Abkürzungen von Äbtenamen, Jahreszahlen, einen poetischen Willkommensgruß an die Gäste des Stifts, Wahlsprüche, literarische Zitate, v. a. aus der hl. Schrift, auf den ersten Blick schwierig zu erklärende Abkürzungen …

Zum Lateinlehrplan der 5. Klasse gehört das Modul „Austria Latina“. Die Schülerinnen und Schüler lesen und interpretieren lateinische Texte mit Österreich-Bezug aus der Antike, dem Mittelalter und der Neuzeit, lernen Persönlichkeiten aus den genannten Epochen kennen, die für unser Land bedeutsam sind, und erfahren, wie prägend die römische Kultur und Zivilisation für unsere Breiten ist. Auch Texte mit Regionalbezug sollen dabei eine wichtige Rolle spielen – und mit solchen ist ein historischer Ort wie ein Benediktinerstift natürlich reich gesegnet. Begleitet von den Lateinlehrkräften Prof. Barbara Alscher und Dir. Wolfgang Leberbauer sowie der Klassenvorständin Prof. Elisabeth Krenhuber und Religionslehrer Prof. P. Franz war die 5. Klasse am Freitag, 27. April bei angenehmem Wetter in den Höfen des Stifts unterwegs. Die Schülerinnen und Schüler waren dabei mit einem Booklet, das Informationen und Arbeitsaufträge enthält, ausgestattet.

Uns allen wurde bewusst, dass Inschriften Ausblicke in verschiedenste Richtungen ermöglichen: Stiftsgeschichte, Baugeschichte, Epochen und Aspekte der Kunstgeschichte, europäische politische Geschichte, wichtige Aspekte des benediktinischen Lebens, Wirtschaftsgeschichte, die Bildungsinstitutionen des Stifts, aber auch sprachliche Eigenheiten wie rhetorische Stilelemente und grammatikalische Erscheinungen … Nicht zuletzt wurde uns auch klar, dass Räume und örtliche Gegebenheiten, in denen Unterricht stattfindet, tatsächlich „dritte Pädagogen“ sind. Wir versuchten also das Generalthema unseres internationalen BENET-Lehrertreffens (13.-15. April 2018) praktisch umzusetzen.

Wolfgang Leberbauer