Sulmona - Auf den Spuren Ovids

Mit den Worten „Sulmo mihi patria est“ nannte Ovid die heutige Stadt Sulmona seine Heimatstadt. Auch heute noch sind die Initialen „SMPE“ auf dem Wappen der Stadt, im Theater und anderen markanten Orten kaum zu übersehen, und schon zum 20. Mal wurde heuer ein internationaler Wettbewerb zu Ovids Werken ausgetragen – wo, wenn nicht in seiner Heimatstadt. So reisten auch Mislav Andic und Hannah Seifried (7. Klasse) am 10. April in den Süden, um ihre Ovid-Kenntnisse unter Beweis zu stellen und den Zauber der Heimat Ovids zu entdecken.

Nach einer unbeschwerlichen Anfahrt im Nachtzug erreichten wir am nächsten Morgen erstmals die ewige Stadt Rom. Dort konnten wir einen ersten Eindruck der Metropole bekommen, eine Münze rücklings in den Trevi-Brunnen werfen und ein Eis am Weg zum Colosseum genießen. An der Trajanssäule, dem Parlament und dem Forum Romanum vorbeispaziert begaben wir uns bald wieder zum Bahnhof, um nun mit der italienischen Bahn frecciargento durch die wildromantische Landschaft nach Sulmona zu fahren.

Dort lernten wir beim Abendessen die TeilnehmerInnen der anderen Schulen und Länder kennen; unter ihnen waren Deutschland, Frankreich, Montenegro, Serbien, Österreich und Italien vertreten. Schon am zweiten Abend sollte sich diese bunte Menge als lustige und lebensfrohe Gruppe herausstellen, als u16 – ü60 gemeinsam das Tanzbein nach dem Abendessen schwangen. Doch vorerst stand am zweiten Tag das Certamen Ovidianum an, bei dem Hannah und Mislav fast fünf Stunden an ihrer Übersetzung des Andromeda-Mythos aus Ovids Metamorphosen schliffen.

Nach der mittäglichen Stärkung war es an der Zeit, die kleine Stadt Sulmona kennenzulernen. An erster Stelle im Programm stand die lebensgroße Statue Ovids inmitten der Stadt, gefolgt von einer Kostprobe handgefertigter Confetti – schön anzusehenden, oft zu Blumen, Schmetterlingen oder Früchten geformten Süßigkeiten. Die nach traditionellem Rezept mit Zucker überzogenen Mandeln werden bunt eingefärbt und zu besonderen Anlässen überreicht. So werden blaue und rosa Confetti zur Taufe und weiße zur Hochzeit verschenkt. Am folgenden Tag konnten wir mehr über die Geschichte der berühmten Confetti Pelino in der Confetti-Fabrik erfahren. Mit welcher Geduld und Fingerfertigkeit detailreiche Geschenkskörbe mit Confetti erstellt wurden! Nachmittags fuhren wir schließlich in das Theater, in dem auch die Preisverleihung des Wettbewerbs umfangreich und mit der Einlage eines professionellen Vorlesers gestaltet war. Bis dahin hatten wir Glück mit dem Wetter, doch auch im lauen Frühlingsregen flanierten wir gemütlich und redselig durch die schöne Stadt.

Schließlich mussten wir uns von den neuen Bekanntschaften wieder verabschieden und stiegen am nächsten Morgen in den Zug nach Rom. Dort angelangt stand uns noch genug Zeit zur Verfügung, um noch mehr über die Stadt zu entdecken. Eine Rundfahrt mit dem Bus bot uns einen guten Überblick über viele Sehenswürdigkeiten, die auch außer Gehreichweite lagen. So sahen wir die Engelsburg, umfuhren das Colosseum und blickten in den Circus Maximus. Anschließend bestaunten wir an der Piazza del Popolo den größten Obelisken Roms und die vielen Straßenkünstler, benannten die vier damals bekannten Weltflüsse an der Piazza Navona, standen Schlange vor dem Pantheon und gelangten schließlich zum Kapitol, wo Hannah und Mislav die kapitolinische Wölfin mit Romulus und Remus fanden. Mit dem Sonnenuntergang über dem Forum Romanum ging auch unsere Reise zu Ende, und nach weiteren 13 Stunden Zugfahrt kamen wir mit vielen Erinnerungen und neuen Bekanntschaften wieder in Linz an.

Hannah Seifried, Mislav Andic (7. Klasse), Anna Spanos