Benedictine Wisdom beneath the Southern Cross

Die achte Internationale BENet-Konferenz (Benedictine Education Network) fand heuer von 30. September bis 4. Oktober 2019 in Sydney im St. Scholastica College im Stadtteil Glebe statt.

Australien als Gastgeberland hat dazu eingeladen, das Alte und Neue der benediktinischen Tradition im Kontext der australischen Gesellschaft und Kultur zu erforschen. Das Thema wurde gewählt, um genau diese Verbindung sowie den damit verbundenen Reichtum und Segen für die Schulen zum Ausdruck zu bringen.

Der Weisheit des Heiligen Benedikt begegnen, durch das Erzählen von Geschichten und im Nachdenken, durch das Gebet und das „aufeinander Hören“. Dieser Imperativ aus dem Prolog der Regel „Neige das Ohr deines Herzens“ hat den Rahmen des Programms gebildet. Eine besondere Inspiration erhält dieser Imperativ in Australien durch eine der ältesten Traditionen der Ureinwohner: den Songlines. Wie epische Gedichte in vielen kulturellen Traditionen enthalten diese Liedzeilen Geschichten und geben sie so weiter wie es ein Lehrer in der Führung und Begleitung junger Menschen tut: Wissen, Sprache und Weisheit wurden und werden noch immer über die Jahre hinweg über das ganze Land verbreitet.

Seit 1999 finden internationale BENet-Konferenzen alle drei Jahre statt. Sie dienen der Vernetzung benediktinischer und zisterziensischer Schulen auf allen Kontinenten und dem Austausch der Erfahrungen, die Kolleginnen und Kollegen auf der ganzen Welt in ihrem Schulalltag machen, wenn sie versuchen im Geiste Benedikts Schülerinnen und Schülern zu lehren und zu erziehen. Dieser Austausch findet vor allem bei den angebotenen Workshops (Die Themen diesmal lauteten: Benediktinische Spiritualität, Neue Zeiten – neue Herausforderungen in der Pastoral, Das Leben des Heiligen Benedikt als leuchtendes Beispiel für die „Bildung junger Menschen heute“, „Sterne- Lieder-Träume und Glaube der Ureinwohner“, Bischof John Polding und die Gründung der katholischen Kirche von Sydney, Kultureller Austausch als Lernfeld, Heilende Herzen oder Junge Frauen und die katholische Kirche) bzw. in den buntgemischten Deanery-Gruppen statt.

Daneben werden in mehreren Keynotes den Teilnehmerinnen und Teilnehmern inhaltliche Impulse gegeben. So konnten wir diesmal folgende Vorträge hören:

Sr. Terry Creagh OAM: „Der australische Kontext“

Sr Terry Creagh, Trägerin der Verdienstmedaille Australiens, zeichnete in einer beeindruckenden und abwechslungsreichen Präsentation mit Liedern und in wechselnden Rollen vorgetragenen Texten die Geschichte der Good Samaritan Sisters in Australien nach.

Kathy Cox: „Ein Blick auf die konkrete Umsetzung des benediktinischen Weges – Benediktinische Praxis und Weisheit“

Kathy Cox, Dozentin an der University of San Diego, legte in ihrem Vortrag „Living into collaboratively carrying forth Benedictine Practices and Wisdom “ den Schwerpunkt ihrer Betrachtungen auf die Rolle der Nicht-Ordensleute und den unschätzbaren Wert der Gemeinschaft.

Fr. Michael Casey OCSO: “„Benediktinische Erziehung: Zwei Worte”

Die benediktinische Erziehung soll eher einer sprudelnden Quelle entsprechen und nicht mit einem Wasserspeicher gleich gesetzt werden, der bei Bedarf vollgepumpt oder wieder geleert werden kann. Tradition wird häufig als etwas Unveränderliches, eher Konservatives verstanden. Im eigentlichen Sinn des Wortes bedeutet Tradition aber eher den Vorgang, dass etwas in eine neue Situation oder einen neuen Kontext hinein weiter gegeben wird. Dadurch geschieht Weitergabe des Lebens und eine Veränderung einer Kultur. Im spirituellen Sinn kann Tradition mit der Weitergabe der Frohen Botschaft gleichgesetzt werden, aus der eine neue Energie für die Bewältigung des Alltags erwachsen kann.

Anhand der Begriffe Ehre und Demut zeigte Fr. Michael auf, was benediktinische Erziehung für ihn bedeutet.

BENet 2019 hat also neue Modelle der Führung in der Bildung beleuchtet und dabei unterschiedliche Formen benediktinischer Spiritualität einbezogen, die von den Besuchern aus aller Welt miteingebracht wurden. Dieses Mal waren an die 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 17 Nationen vertreten.

Das inhaltliche, themenorientierte Programm wurde umrahmt von gemeinsamen Gebetszeiten und dem gemeinsamen Feiern der Heiligen Messe.

Auch einige Highlights an Sehenswürdigkeiten waren programmmäßig für uns vorgesehen. So wurden wir an einem Abend zu einer Dinner-Harbour-Cruise eingeladen, bei der wir unvergessliche Eindrücke der Harbour Bridge und des Sydney Opera House gewinnen konnten. Der eine oder die andere hat an diesem Abend auch das südliche Sternenkreuz am australischen Himmel bewundern können. Dieses Sternenbild ist ganz fest mit der Idee der Identität Australiens, der Geschichte seiner Ureinwohner und der Geschichte Europas verknüpft. Seit Jahrtausenden gehört es zur Kosmologie der Ureinwohner und kommt vor allem in zahlreichen Traumgeschichten der mehr als 400 kulturellen Gruppen des Landes vor.

Emotionaler und spiritueller Höhepunkt war dann der gemeinsame Gottesdienst in der St. Mary Concord Church mit dem Präsidenten der internationalen Kommission für internationale benediktinische Erziehung (ICBE), Abt Elias. Liturgische Tänze und eindrucksvoll dargebotene Musik durch die Schülerinnen des St. Patrick’s College zeigten wie lebendig und vielfältig der gemeinsame Glaube gefeiert werden kann. Mit einem Empfang auf der Dachterrasse unter dem australischen Sternenhimmel im Rosebank College ging die Konferenz zu Ende.

Gemeinsam mit drei Kolleginnen und Kollegen aus Niederösterreich durfte ich Teil der österreichischen Delegation bei dieser BENet-Konferenz sein. Mit sieben Vertretern aus Deutschland und einem Teilnehmer aus der Schweiz bildeten wir die deutschsprachige Vertretung bei BENet 2019.

Vor und nach dem Kongress blieb zudem ein wenig Zeit Sydney zu erkunden und die australische Gastfreundschaft kennenzulernen. Guy Fitzsimmons, Business Manager am Mount St Benedict College, hat sich für die einzelnen Gruppen diverse Ausflüge und Touren einfallen lassen und diese begleitet, sodass wir auch von Sydney und den Sehenswürdigkeiten rundherum einige Highlights kennenlernen durften.

Dankbar für die Möglichkeit der Teilnahme an der Konferenz und gestärkt durch die inhaltlichen Impulse einerseits, aber auch durch die vielen Eindrücke von Australien, die ich auf dieser Reise bekommen habe, geht es nun wieder weiter am Auftrag, den uns der Heilige Benedikt durch seine Regeln mit auf den Weg gegeben hat.

Elisabeth Krenhuber

Gruppenfoto aller Teilnehmer/innen beim Abschlussdinner im Rosebank College

Logo BENet 2019

Die österreichische Delegation: Dir. HR Mag. Anton Eder (Stiftsgymnasium Melk), Elisabeth Krenhuber (Stiftsgymnasium Kremsmünster), Mag. Helga Pausinger und Mag. P. Florian Ehebruster (beide Stiftsgymnasium Seitenstetten)