„Non ad usum Delphini“: Ovid als Dichter der Erotik

Der römische Dichter Ovid spielt im Lateinunterricht seit jeher eine bedeutende Rolle. Vor allem mit seinem großen Epos „Metamorphosen“ hat er die Kultur- und Kunstgeschichte Europas wesentlich mitgeprägt. Kein literarisches Werk außer der Bibel war so wirkmächtig und hat Literatur, Musikschaffen und Malerei so stark beeinflusst.

Ovid war aber auch ein eleganter Liebesdichter. Schön, dass heutzutage im Lateinunterricht Texte aus seinen „Amores“, seiner „Ars amatoria“ oder den „Remedia amoris“ mit Schülerinnen und Schülern gelesen, übersetzt und interpretiert werden. Vor 20, 30 Jahren war das leider kaum vorgesehen. Liebe und Sexualität, Grundthemen des menschlichen Lebens, waren im Unterricht bis vor ein paar Jahrzehnten tabu.

An die 20 an Literatur und Kulturgeschichte interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer quer durch alle Generationen waren am 15. Dezember zum 6. Treffen des CHC („Circulus humanitatis Cremifanensis“) im Gymnasium versammelt, um Ovid als Dichter der Erotik kennen zu lernen. Wir stellten gemeinsam fest, dass seine Texte sinnlich und sprachlich elegant, aber nie plump oder derb sind. Ovid versteht viel von weiblicher und männlicher Psyche und weiß dies auch mit reizvollen Vergleichen aus der Natur und verschiedensten Lebensbereichen zu untermalen. Alle waren überrascht, wie feinsinnig und tief empfindend Ovids erotische Texte sind.

Unter dem Motto „Sine Cerere et Baccho friget Venus!“ gab es zum Abschluss wieder ein gemütliches Inofficium in der Stiftsschank.

Ich freue mich schon auf weitere CHC-Treffen – es gibt zahllose interessante Themen!

Wolfgang Leberbauer