Lateinunterricht im Garten Epikurs

„Glaube niemals, glücklich sei ein Mensch, wenn er von seinem Glück abhängig ist. Auf brüchigen Grund baut, wer sich an Dingen freut, die von außen kommen … Hingegen ist die von innen stammende Freude verlässlich und fest …“ – „Was immer dich gut machen kann, ist in dir. Was brauchst du, um ein guter Mensch zu sein? Es zu wollen!“

Mit diesen und anderen Gedanken des römischen Philosophen Seneca beschäftigen wir uns im Lateinunterricht der 7. Klasse im Rahmen des Themas „Suche nach Sinn und Glück“. Wir lesen Texte bedeutender Philosophen aus der Antike und der Renaissance im lateinischen Original, übersetzen und interpretieren sie, sprechen über ihre Nachwirkung in der Geistesgeschichte Europas und stellen fest, dass die Fragestellungen und Antworten auch in unserer Zeit höchst aktuell sind.

U. a. haben die Stoiker und die Epikureer, die bedeutendsten philosophischen Schulen des Hellenismus, im europäischen Denken tiefe Spuren hinterlassen. Der Grieche Epikur hat sich zum Gedankenaustausch und zum Philosophieren mit seinem Freundeskreis in einem Garten in Athen getroffen. Was ist also naheliegender, als bei Schönwetter das Klassenzimmer zu verlassen und die Latein-Stunde in die blühenden Gärten unserer Landesgartenschau zu verlegen – besonders in der ersten Einheit um 8.00 Uhr, wenn noch keine Gäste unterwegs sind …

Die Schülerinnen und Schüler der 7B machten sich am Mittwoch, 17. Mai mit Texten Senecas und Interpretationsimpulsen dazu auf ins Freie und diskutierten im Ambiente von Blumen, Sträuchern und schöner Architektur Fragen zu den Möglichkeiten persönlicher Lebensgestaltung.

Wie formulierte auch der indische Nobelpreisträger Tagore: „Narren hasten, Kluge warten, Weise gehen in den Garten …“

Wolfgang Leberbauer