Wiedereröffnung des Theaters am Tötenhengst - Ausstellungseröffnung

Für die Wiedereröffnung des Theaters am Tötenhengst am 4.2.2017 bat die Kulturreferentin der Marktgemeinde Kremsmünster Dagmar Fetz-Lugmayr das Gymnasium um eine Auseinandersetzung mit dem Gründungsstück „Die dankbaren Zöglinge“.
Dies gelang in einem Projekt der 6. Klasse in Form von Kommentaren und adaptierten Szenen sowie von Bühnenbildmodellen zu einzelnen Akten.
Nach einem intensiven Leseprozess schrieben verschiedene Schüler durchaus pointierte Kommentare zum Original, hier folgen einige Auszüge:

 

Ein Moralstück?

„Die dankbaren Zöglinge“ ist ein 24-seitiges Theaterstück, welches 1797 von Karl August Engelhardt herausgegeben wurde. Es handelt von Kriegswirren und unermesslicher Dankbarkeit für den Zugang zu Bildung. Darum passte das Stück perfekt zur Eröffnung des „Markttheaters“ in Kremsmünster. Der Erlös der dortigen Aufführungen sollte, gemäß dem Gründungsmotto „Alles für Euch“, welches auch auf dem Prospektvorhang zu lesen ist, armen Kindern Bildung ermöglichen.

Auch die Kriegswirren sind keine Erfindung, da zu dieser Zeit die Napoleonischen Kriege in ganz Europa tobten und auch Kremsmünster nicht verschonten. (…)

Es kann weder von einer Tragödie noch von einer Komödie wirklich die Rede sein doch man könnte von einem „Moralstück“ sprechen, da es für die Kinder selbstverständlich ist, den armen Rekruten loszukaufen um ihrem Lehrer eine Freude zu machen. Es zeigt die große Zuneigung der Schüler zu ihrem Lehrer, für den sie große Opfer bringen würden.

Trotz allem ist es interessant (zu lesen), weil es eine Situation des einfachen Volkes im 18. Jahrhundert zeigt, somit kann es fast als Zeitzeugnis angesehen werden. Allerdings ist das Stück idealisiert, da diese innige Lehrer-Schüler Beziehung sicher nicht die Regel war. Es stellt das Idealbild dankbarer Schüler und den Traum eines jeden Lehrers dar und schließt mit dem schönen Satz: „Oh Gott, oh Gott! Welche Freude, der Lehrer solcher Kinder zu sein.“

Benedikt Bischof

 

Über den Wert der Bildung

(…)Obwohl die Kinder noch sehr jung und nach damaligen Maßstäben nicht reich sind, opfern alle ihre Ersparnisse, um ihrem Lehrer eine Freude zu bereiten, indem sie seinen Bruder retten. Dies zeigt das gute Verhältnis zwischen Schülern und Lehrer, das in der heutigen Zeit vollkommen anders ist.

Um das Theaterstück wiederaufzuführen, müsste es gänzlich umgeschrieben werden, da die veraltete Sprache sehr schwer zu verstehen ist. Allerdings würde es möglicherweise den Schülern die Augen öffnen und ihnen klar machen, wie wertvoll Bildung ist und dass diese auch dankend angenommen werden sollte. Stattdessen schimpfen heutige Schüler über ihre Lehrer, jammern wegen der Hausübungen und sehen den täglichen Schulbesuch als eine unerträgliche Pflicht.

(…)Dennoch ist es interessant zu lesen, da normalerweise die Situation des einfachen Volkes nicht spannend genug ist und der Leser bzw. Zuschauer dadurch eine völlig neue Perspektive kennenlernt.

Eva Wakolbinger

 

So war der Text des Eröffnungsstücks von 1812 offenbar eine harte Nuss für die SchülerInnen der 6. Klasse. Sie sahen auf Anhieb kaum Anknüpfungspunkte für sich und fanden die Sprache sperrig.
Nach der konzentrierten Lektüre und einer ausführlichen Besprechung der historischen Hintergründe (Kriegsgefahr, Napoleon, die allgemeine Situation der Schüler damals) fanden viele aber einen recht spannenden Zugang zum Stück, der in den oben angeführten Kommentaren gut ersichtlich wird.
Zahlreiche sehr verschiedene und wirklich interessante Ansätze zu einer zeitgemäßen Adaptierung einzelner Szenen des Texts zeigten, wie intensiv sich die SchülerInnen damit auseinandersetzten.
Für mich als Deutschlehrer ergab sich hier auch eine tolle Gelegenheit zum fächerübergreifenden Arbeiten mit dem Fach Bildnerische Erziehung, die Peter Hager auch sofort bereitwillig aufgriff.

Thomas Riedl

Fächerübergreifend zum Deutsch-Unterricht, in welchem das Gründerstück „Die dankbaren Zöglinge“  literarisch bearbeitet wurde, erfolgte eine künstlerische Interpretation im Rahmen des Bildnerischen Unterrichts. Die SchülerInnen gestalteten im Modell ein Bühnenbild für einen Akt. Ziel der Modelle ist es, eine spielerische Umsetzung der Interpretationen und eine konzeptionelle und räumliche Visualisierung zu gestalten.

Peter Hager