Großer Erfolg beim internationalen Ovid-Wettbewerb

„Pelignae dicar gloria gentis ego.“ (Ovid Amores 3, 15, 8: „Mich wird man den Stolz des Paelignerstammes – der Einwohner von Sulmona – nennen.“) – In dieser vagen Hoffnung machte sich wohl der eine oder die andere Ovid-Liebhaberin und „amicus linguae Latinae“ auf den Weg zum diesjährigen Certamen Ovidianum Sulmonense nach Italien. So durften auch wir, Helena (7B) und Dominik (7A), in Begleitung unserer Lateinlehrerin Prof. Judith Ebner an der nun schon 23. Ausgabe des renommierten Wettbewerbs zu Ehren der römischen Dichter-Koryphäe in dessen Heimatstadt Sulmona teilnehmen.

Am Mittwochabend begann unsere Reise. Selbige führte uns im Vorfeld zuerst nach Rom, wo wir neben der Basilika Santa Maria Maggiore auch das Augustusforum und Kolosseum bestaunten, bevor es auf den Schienen der Trenitalia vorbei an malerischen Nationalparks und an den Hängen der Apenninen nach Sulmona ging. Dort angekommen trafen wir in der Eröffnungsveranstaltung auf die etwa 40-köpfige internationale Konkurrenz und erkundeten im Anschluss die Altstadt, wo uns Ovid persönlich in Form einer Statue sein „Salve“ sagte.

Der nächste Morgen läutete für uns beide und alle Mitstreiterinnen und Mitstreiter nun endlich das Certamen ein. In einem Saal des städtischen Ovidgymnasiums hieß es, fünf Stunden lang einen unkommentierten Text aus Ovids Werk zu übersetzen und zu interpretieren. Die Zeitlosigkeit der zugrundliegenden Textstelle (Ars amatoria 2, 467–510), in der Ovid nach einer Kurzfassung der Weltentstehung die Liebe zur Krönung der Schöpfung macht, sie als „medicamen“ (Heilmittel) bezeichnet und Apoll höchstpersönlich verkünden lässt, dass allein wer sich selbst – im Sinne von Γνῶθι σεαυτόν – kenne, imstande sei, weise zu lieben, hat uns nachhaltig beeindruckt. „Cui faciem natura dedit, spectetur ab illa” (2, 503) – „Wem die Natur ein (schönes) Gesicht gegeben hat, der soll auch von ihr betrachtet werden“, haben wir etwa in der Klausur gelesen und anschließend interpretiert. Jeder müsse sich, so Ovid, seiner individuellen physischen Charakteristika und Begabungen bewusst sein, um zu wissen, wie er mit seiner Geliebten richtig umgehen könne. Es ist die immer gültige Aktualität in Ovids Œuvre, vor allem aber in seiner Liebesdichtung, die seine Person so außergewöhnlich, seine Verse so lesenswert macht. Zeitgemäßer denn je erscheint beispielsweise dieser über 2000-jährige Appell des Dichters an die Vielfältigkeit und gegen das immer Gleiche, gegen die Eintönigkeit, das „Chaos“, wenn wir heute von Diversität sprechen wollen. 

Am darauffolgenden Tag hatte das Vormittagsprogramm nun einiges zu bieten: Zuerst ging es für uns in Sulmonas weltbekannte Confetti-Fabrik, in der mit Bonbons überzogene mandorle (Mandeln) hergestellt werden. Daraufhin folgte eine Stadtführung, gehalten von Schülerinnen und Schülern des Liceo Classico Ovidio. Am Abend näherten wir uns letztlich dem Höhepunkt unserer Reise: der Siegerehrung.

Zunächst wurden die besten Übersetzungen der einzelnen Länder (Italien, Rumänien, Deutschland, Österreich) gekürt und bereits hier hieß es für Dominik: „Felicità!“. Nach dem Sieg in der Länderwertung stieg die Spannung bei der Bekanntgabe der Plätze 1-3 und die Freude war groß, als der 3. Platz in der Gesamtwertung an ihn ging. Die Worte „Mamma mia, Dominik!“, mit denen sein italienischer Zimmerkollege Francesco seine Glückwünsche an ihn richtete, fassen unser aller Staunen wohl am besten zusammen. Nach ausgiebigen Beglückwünschungen und Siegerfotos vor der Ovidstatue erfolgte an jenem Abend auch das Kofferpacken für die Rückreise. Nach einem weiteren Tag Sightseeing in der urbs aeterna fuhren wir nämlich am Sonntag wieder in die Heimat.

Von Land, Leute, Kultur und gelato in Versuchung geführt stimmen wir überein, dass wir uns auch künftig gern wieder in dieses paradiesisch anmutende Fleckchen Italiens begeben werden.

Helena Hörtenhuemer (7B) und Dominik Wagner (7A)