Drei junge Kremsmünsterer Damen zu Besuch bei Ovid

Franziska Föderl und Tamara Nisavic, beide ausgezeichnete Lateinschülerinnen aus der 7B Klasse, wurden von Prof. Barbara Alscher ins italienische Sulmona begleitet, wo auch heuer wieder das „Certamen Ovidianum“ ausgetragen wurde. Hier ein Bericht über den Ausflug in den Süden:

Nach einer anstrengenden Zugreise machten wir Zwischenstopp in Rom und gewannen erste Eindrücke von der urbs aeterna. Bei strahlendem Sonnenschein erkundeten wir die Umgebung der Stazione Termini und spazierten die Diokletians-Thermen entlang. Besonders beeindruckten uns der Prunk und die Größe von Santa Maria Maggiore, einer der vier Papstkirchen.

Nachdem wir uns gestärkt hatten, brachen wir Richtung Osten auf und erreichten nach längerer Fahrt durch idyllisches Hügelland die Stadt Sulmona. Sie liegt am Rand des Maiella-Nationalparks im weiten Val Peligno mitten in den Abruzzen und ist von den höchsten Bergen der Apenninenkette umgeben.

Traditionellerweise findet dort jährlich der Ovid-Wettbewerb statt, da der berühmte Dichter dort geboren ist und die Stadt heute noch mächtig stolz auf ihren prominenten Sohn ist. So kann man in der ganzen Stadt häufig die Inschrift S.M.P.E. („Sulmo mihi patria est“, also: „Sulmona ist meine Heimat“) entdecken. Diese Worte stammen aus Ovids Werk „Tristia“ („Trauergedichte“), das er in der Zeit seiner Verbannung an die Küste des Schwarzen Meeres verfasst hat; er war nämlich u. a. wegen seiner freizügigen erotischen Gedichte bei Kaiser Augustus in Ungnade gefallen. Aus den „Tristia“ wurde auch der Text des heurigen Wettbewerbs gewählt. In einer fünfstündigen Klausur mussten die Schülerinnen diesen Text übersetzen und interpretieren. Nach dieser Anstrengung – durchaus ein Vorgeschmack auf eine Matura-Klausur - war eine Pause am Pool unseres Hotels bei strahlendem Sonnenschein und ein Stadtbummel mehr als verdient.

Am nächsten Tag strömte uns beim Betreten der Confetti-Fabrik („Confetti“ bedeutet „Zuckerl“, vgl. unser Wort „Konfekt“) Pellini der süßliche Duft der Dragees und mit Zucker überzogenen Mandeln entgegen. Wir hatten die Möglichkeit, das fabrikseigene Museum zu besichtigen, die alten Geräte anzusehen und schließlich die von Hand gefertigten und oft in Form von Blumen eingepackten Köstlichkeiten als Mitbringsel zu kaufen. 

Wir durften schon bei der Abfahrtszeit der Busse das leicht chaotische Organisationstalent der Italiener kennen lernen, dem dann auch die Stadtführung zum Opfer fiel. Immerhin gab es dann eine Tour durch das sehr interessante archäologische Museum.

Schülerinnen und Schüler aus Italien und anderen europäischen Ländern hatten am Bewerb teilgenommen und wurden bei der Preisverleihung im Theater der Stadt geehrt. Heuer waren, wie meistens, ausschließlich Italiener/innen im Spitzenfeld. Bei der Feier wurden beeindruckende musikalische und theatralische Einlagen geboten. Unsere Schülerinnen landeten im Mittelfeld, konnten  internationale Freundschaften schließen und die Reise bei einem geselligen Abend ausklingen lassen.

Am nächsten Morgen genossen wir schon früh die Bahnfahrt vom bezaubernden Peligner-Tal zurück nach Rom. Am Palmsonntag, dem Beginn der Settimana Santa, wimmelte es nur so von Menschen aller Nationen, sodass wir aus dem Schauen und Staunen kaum mehr herauskamen. Von der Spanischen Treppe über die Ara pacis weiter zur Engelsburg schafften wir es schließlich bis zum Vatikan, wobei wir ständig „gegen den Strom“ unterwegs waren: Die Menschenmassen verließen die Feierlichkeiten im Vatikan, wir hingegen waren Richtung Petersplatz unterwegs.

Nach einer köstlichen Stärkung in der Nähe der Piazza Navona und einem Besuch im Pantheon konnten wir es nicht lassen trotz knapp bemessener Zeit noch ganz kurz shoppen zu gehen. Dies endete in einem Hindernislauf zwischen den Menschen hindurch zur Metro und zum Bahnhof, bis wir schließlich pünktlich im Zug saßen und uns von bella Italia und dem angenehmen südlichen Flair verabschiedeten.

Schön, dass ich die zwei Mädels in den Süden begleiten durfte!

Barbara Alscher

Nach den Palmsonntags-Feierlichkeiten auf dem Petersplatz.

Ovid-Denkmal in Sulmona. Der Poet sinniert: "Und ich dachte immer, meine Corinna sei nicht zu toppen ..."