5. Treffen des CHC, des „Circulus humanitatis Cremifanensis“

Auch der CHC hat seine Sommerpause beendet. Am Freitag, 15. September versammelte sich wieder eine Reihe von historisch, sprachlich und kulturell Interessierten „aller Altersklassen“ – diesmal bei herbstlichem Schönwetter vor der Stiftskirche. Die Palette der Maturajahrgänge der Teilnehmenden überspannte mehr als sieben Jahrzehnte und reichte von der Besatzungszeit Österreichs (1954) bis in die Zukunft (2025) …

19 Personen machten sich auf in das rechte Seitenschiff der Stiftskirche – derzeit eine große Baustelle – und versammelten sich beim Agapitusaltar. Im Mittelpunkt stand die Lektüre sowie die inhaltliche und rhetorische Analyse der dort befindlichen Grabsteine von Kremsmünsterer Äbten aus dem 17. bis zum 19. Jahrhundert sowie ein Überblick über deren Wirken und das jeweilige historische Umfeld.

Wir begegneten beispielsweise Alexander a Lacu aus Lugano, der am Beginn des 17. Jahrhunderts dem Stift Kremsmünster vorstand und der u. a. mit der Errichtung des Guntherdenkmals und des „Wälischen Gartens“ ein Stück „italianitá“ in unsere Breiten brachte. Wir entzifferten den Grabstein Alexander Fixlmillners, dem wir u. a. die Sternwarte, den Speisesaal und die Steinerne Brücke in Kirchberg verdanken. Weitere Epitaphe brachten uns Erenbert Meyer, der in der schwierigen Zeit des Josephinismus Abt war, den tatkräftigen und umsichtigen Thomas Mitterndorfer und den bedeutenden Astronomen Augustinus Reslhuber näher, der übrigens dem Gymnasium die Festfahne stiftete, die im ersten Stock des Schulgebäudes zu sehen ist.

Interessant waren einerseits die sachlichen Informationen, die die lateinischen Texte uns liefern, andererseits das Feuerwerk an rhetorischen Stilmitteln, die den sprachlichen Inhalt prägnant machen und die Leserinnen und Leser sehr direkt auf die Endlichkeit des irdischen Daseins hinweisen. Wir konnten eine Menge von Alliterationen, Assonanzen, Antithesen, Parallelismen und Chiasmen, Hyperbata und Hyperbeln, Metaphern, Trikola mit Klimax und noch weitere Stilfiguren entdecken. Es wurde intensiv mitgedacht, es gab interessante Zwischenfragen. Besonders dankbar sind alle, die dabei waren, Wendelin Hujber (MJ 1966), der mit seinen umfassenden historischen Kenntnissen immer wieder auf größere Zusammenhänge hinwies, und P. Robert Huber (MJ 1958), der so manches aus der Klostergeschichte ergänzte.

Zum Abschluss teilte Prior P. Maximilian Texte zum 18. August (Hl. Agapitus) mit der Darstellung des jugendlichen Märtyrers von Lydia Waßner-Hauser im Agapitushof aus. Mit dem gemeinsamen Gebet setzten wir gewissermaßen einen ersten Akzent zum kommenden Agapitus-Jubiläumsjahr (2024: 1750 Jahre seit dem Märtyrertod des Heiligen). 

Nach einer intensiven Doppeleinheit, in der wir ein beachtliches lateinisches Textquantum durchgearbeitet hatten, folgte das „Inoffizium“ in der Stiftsschank – u. a. mit vielen heiteren Gesprächen als verständliche Antithese zum ernsten Inhalt der Grabinschriften.

Am 15. Dezember wird das 6. CHC-Treffen stattfinden. Herzliche Einladung an alle, die Freude an Sprache, Geschichte, Kunst und Kultur haben! Bei Interesse bitte Mail an wolfgang.leberbauer@stiftsgymnasium-kremsmuenster.at senden. In der Antwort werden Uhrzeit, Treffpunkt und Hinweise auf den Inhalt mitgeteilt!

Wolfgang Leberbauer