Besuch beim Eiermacher

Fred Söllradl ist ein sehr innovativer und mutiger Mann. Schon am Beginn seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit beschränkte er sich nicht darauf, möglichst marktkonform zu produzieren, sondern er kreierte immer wieder Erfindungen, die zuerst seinen Arbeitsablauf optimierten und die er daraufhin österreichweit vermarktete. Dazu gehörten z.B. Anlagen, die in Legeställen Arbeitszeit einsparen helfen, aber auch das sog. „Keimrad“, welches rund um die Uhr Futter produziert.

Die Idee, die seine Firma groß und bekannt gemacht hat, ist sicherlich die Erfindung bzw. Markteinführung von Sindy. Dabei handelt es sich um eine Hybridrasse. Die Hennen legen fast so viele Eier wie Hochleistungslegehennen und der Hahn, der ja durchschnittlich in jedem zweiten befruchteten Ei drinnen ist, darf am Leben bleiben – und das sogar doppelt so lange wie ein normales Masthuhn. Danach wird sein Fleisch verwertet.

Manfred Söllradl geht hier neue Wege gegen die „Mainstream-Marktlogik“, wonach man immer mehr und immer schneller und immer billiger produzieren muss, um sich am Markt behaupten zu können. Und der Erfolg gibt ihm Recht: In faktisch allen Handelsketten werden die Eiermacher-Bioeier angeboten – z.B. für „Ja Natürlich“, „Natur Pur“ oder auch für „Toni's Freilandeier“.

Ähnlich verhält es sich bei den Bioenten. In Österreich gab es kaum einen Markt für Enten. Das wenige benötigte Fleisch wurde aus Polen, Ungarn oder Fernost billigst importiert. Dennoch wagten sich die Eiermacher in dieses Marktsegment – in der Hoffnung, dass ein Teil der Kunden weniger auf den Preis und mehr auf die Qualität schaut. Auch diese Rechnung ist voll aufgegangen. Auch der mitteleuropäische Markt von Wachteleiern wird von der Firma dominiert, die mittlerweile nach der Vetropack und den Greiner Betrieben mit ca. 150 Angestellten der drittgrößte Arbeitgeber von Kremsmünster ist.

Aber wer glaubt, dass sich Herr Söllradl auf den Lorbeeren ausruht, täuscht sich: die nächsten Projekte stehen bereits an. So wird die Firma in absehbarer Zeit mit eigenem Strom aus einer Photovoltaikanlage versorgt. Diese Anlage wird ca. ein Megawatt Peak Leistung haben und damit ungefähr die Leistung des gesamten Solarparks der Energie AG in Eberstalzell. Und zu guter Letzt tüftelte er an Heckenzeilen für die Freilaufgehege, um die Böden zu schonen und die Biodiversität zu erhöhen.

Die Teilnehmer und die Teilnehmerin des Wahlpflichtgegenstandes Geographie und Wirtschaftskunde (6. Klasse) freuten sich außerordentlich, dass sich der Chef selbst Zeit genommen hatte, ihnen die Firma näherzubringen. Dementsprechend beeindruckt zeigten sie sich bei der Nachbesprechung.

Klaus Thaler