Stiftsgymnasium im Corona-Modus

Keine Sommersportwoche, keine Intensivsprachwoche, keine Archäologie- und Kulturprojektwoche … und vor allem: vom 16. März bis zum 5. Mai de facto keine Schülerinnen und Schüler im Gymnasialbereich!

Keine Schularbeiten, keine Prüfungen, keine Exkursionen … dafür: Distance Learning, Home Schooling, Schulstunden über Microsoft Teams, digitale Arbeitsaufträge …

Wer hätte sich dieses Szenario bis Mitte März vorstellen können? Wir erleben eines der eigenartigsten Schuljahre in der bald 500jährigen Geschichte des Gymnasiums Kremsmünster. Und dennoch: Der Schulbetrieb ist auch in Form des „ortsungebundenen Unterrichts“ weitergegangen. Es gab bei allen, Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern, einen gewaltigen Digitalisierungsschub – nicht, weil wir alle über Nacht zu Computerfreaks wurden, sondern weil Laptop, Tablet und Handy auf einmal notwendige Arbeits- und Kommunikationsmittel waren. Zunächst waren die Mitglieder des Lehrkörpers mit ihren Klassen vor allem über den in unser elektronisches Klassenbuch eingebundenen „Messenger“ in Kontakt, dann aber gingen die meisten von uns über zu Microsoft Teams. Administrator Prof. Florian Hörtenhuemer und EDV-Kustos Prof. P. Siegfried Eder legten sich mächtig ins Zeug, damit sowohl die Kollegenschaft als auch die Schülerinnen und Schüler das Programm zur Verfügung hatten und auch die wichtigsten Funktionen beherrschten.

Arbeitsblätter wurden gestaltet, Übungen zum Ausfüllen, Aufträge zur Recherche, Bilddokumente zur Interpretation, Filmsequenzen, Wissensrätsel wurden eingefügt und den zuhause meistens mit viel, bisweilen auch mit etwas weniger Engagement arbeitenden jungen Leuten digital zugestellt. Die Situation beim Home Schooling war sicherlich für viele Familien belastend – mehrere Kinder zuhause, die Eltern oft im Homeoffice – mehrere Personen mussten sich die digitalen Endgeräte teilen. Zuhause wurde es oft eng, vermutlich werden dort und da Konflikte zutage getreten sein … Die Arbeitsaufträge wurden von den (meisten) Schülerinnen und Schülern bearbeitet und zu den Professorinnen und Professoren zurückgesendet: Das bedeutete viel Korrekturarbeit online, was für Augen äußerst anstrengend und insgesamt sehr ermüdend ist. Die Schere zwischen sehr begabten jungen Leuten, die in Kürze alles erledigten, und denjenigen, die mehr persönliche Betreuung und nochmaliges Erklären nötig haben, ging weiter auf – und so manche werden in den Sommerferien den Stoff des zweiten Semesters durch gezieltes Üben absichern müssen.

Vor allem aber: Liebe Schülerinnen und Schüler, wir Lehrkräfte haben euch sehr bald sehr vermisst: der persönliche Kontakt, interessante Diskussionen, humorvolle Situationen, spontane Beiträge und Gedanken, Freude über Erfolge, aber auch Ärger, wenn eine Aufgabe nicht oder schlampig erledigt wurde – kurzum, das tägliche Zusammensein mit euch! Sehr schnell wurde auch klar, dass digitales Arbeiten gute Ergänzungsmöglichkeiten für den Unterricht bietet, dass es aber niemals das direkte Miteinander face to face ersetzen kann.

Ab 5. Mai waren die Maturantinnen und Maturanten zum so genannten „Ergänzungsunterricht“ wieder im Haus, mit dem sie zu einem Abschluss der 8. Klasse geführt und für die schriftlichen Klausuren (bei diesem Termin nur drei) vorbereitet wurden. Die Präsentation der Vorwissenschaftlichen Arbeiten entfiel heuer, ebenso gibt es im Sommertermin 2020 keine mündliche Reifeprüfung, außer es möchte jemand freiwillig dazu antreten.

Ab 18. Mai waren die Unterstufenklassen wieder im Haus, allerdings im „Schichtbetrieb“: Abwechselnd ist jeweils eine Hälfte der Klasse in der Schule („Präsenzphase“), die andere daheim („Hausübungsphase“): Abstand halten ist die Devise – symbolisch werden die Schülerinnen und Schüler von einem Babyelefanten willkommen geheißen! Betreten der Gänge nur mit Mund-Nasen-Schutz, Desinfektion beim Eingang in die Schule, Händewaschen in den Klassen, die Mitglieder des Lehrkörpers unterwegs mit dem Plexiglasvisier, keine Gruppen- oder Partnerarbeit, Sperre des Garderobentrakts sowie der meisten Sonderunterrichtsräume, kein Sportunterricht – so läuft derzeit der gymnasiale Alltag.

An den ersten Tagen waren die Schülerinnen und Schüler etwas irritiert von den verordneten Maßnahmen, inzwischen ist eine gewisse Gelassenheit eingetreten. Bis zum Schulschluss werden wir schon durchhalten. Leider sind Ausflüge, Projekttage, der gemeinsame Schulschlussgottesdienst und die feierliche Promulgation am letzten Schultag aufgrund der gesetzlichen Beschränkungen heuer nicht möglich. Uns allen wird dadurch auch vor Augen geführt, wie wichtig Rituale als Höhepunkte des Jahres und zur Strukturierung unseres Lebens sind – sind wir dankbar, dass wir sie haben!

Kurzum: Wir freuen uns alle wirklich ganz fest, wenn im Herbst hoffentlich auch unser schulisches Leben wieder den gewohnten Gang geht!

Wolfgang Leberbauer

Unser kleiner Babyelefant, gemacht von Prof. Lisa Karner.

Warten in einer Reihe mit jeweils mind. 1 m Abstand

Beim Eingang: Hände desinfizieren!

Eine Gruppe der 3C ohne ...

... und mit Mund-Nasen-Schutz!

BE-Unterricht im Freien

BE-Unterricht im Freien

Die Schülerinnen und Schüler warten in der Aula, um gemeinsam Mittagessen zu gehen.

Abmarsch zum Speisesaal

Beim Essen darf der Mund-Nasen-Schutz erst am Tisch abgenommen werden.