Museumsbesuch im antiken Ovilava (Wels)

Am Mittwoch, den 29.06.2022, fuhren die Schüler/innen der 3. Klassen und ihre Lateinlehrer/innen mit dem Bus nach Wels, um im dortigen Archäologischen Museum mit Archäologin Michaela Greisinger und anschließend bei einem Stadtspaziergang auf dem Römer-Weg in die Welt des antiken Ovilava einzutauchen.

Vor 800 Jahren bekam Wels das Welser Stadtrecht, aber schon vor 1900 Jahren erhielt Ovilava (Wels) von Kaiser Hadrian das Römische Stadtrecht (122 n. Chr.). Damals war Ovilava mit ca. 10000 Einwohnern die Hauptstadt der Provinz Noricum.

Die erste Station war eine Ausgrabung von Marcus Gnäus Lucius Scifinius‘ Haus, des ehemaligen Statthalters der römischen Provinz Noricum, welcher sogleich Legionskommandant in Lauriacum war. Im alten Rom war es üblich, dass der Legionskommandant zugleich Statthalter war. Außerdem wurde zwischen Legionären, die römische Staatsbürger waren, und Hilfstruppen, welche ,,Ausländer“ beziehungsweise Kämpfer aus den Nachbarstämmen waren und ihre Staatsbürgerschaft erst nach 25 Jahren Dienst erhielten, unterschieden.

Wir gingen weiter und lernten über die Verkehrsverbindungen des antiken Roms. Da Rom als Messpunkt galt, führten, wie nach dem heutigen Zitat ,,Alle Wege nach Rom“. Die Entfernungen wurden nicht wie heute mit einfachen Schildern, sondern durch aufwendige Meilensteine, welche zur Orientierung und ,,politischer Werbung für den Kaiser“ dienten, gekennzeichnet. Der Welser Meilenstein, welcher von Kaiser Gaius Julius Verus Maximus errichtet worden war, wurde in Bahnhofsnähe gefunden. Die Entfernung wurde in der damaligen Zeit im ,,MP I“ bzw.  aus heutiger Sicht 1000 Doppelschritte / 1 römische Meile, das entspricht ungefähr 1,5 km bis zum Stadtzentrum Ovilavas.

Auch unsere Schrift übernahmen wir von den Römern; ein paar Buchstaben gab es allerdings (U, J, Y, Z) früher nicht, diese wurden zum Teil aus dem Griechischen ergänzt. In Schreibstuben schrieben die Römer auf Papyrus oder Wachstafeln mit einem Griffel. In Rom gab es für damalige Zeit einen hohen Bildungsstandard, daher war es möglich, dass in Städten Buben so wie Mädchen die Schule besuchen konnten.

Unter den Freien gab es damals den sogenannten Togatus, welchem erlaubt war, eine Toga über der Tunika zu tragen. Die Farbe einer solchen Toga hatte auch Bedeutung, denn sie bezog sich auf den Beruf bzw. Stand des Mannes. Dies war nur römischen Staatsbürgern erlaubt.  Als römischer Staatsbürger galt man dann, wenn man – egal woher man kommt oder wo man geboren wurde – die Staatsbürgerschaft besaß. Solange man diese nicht besaß, galt man als Ausländer.

War man ein wohlhabender Bürger, so konnte man sich eine Villa Urbana (ein Stadthaus) leisten. Hierbei wurde zwischen zwei Arten unterschieden: einerseits das Streifenhaus – hier grenzten die Zimmer aneinander und am Rand führte ein Gang vorbei, andererseits das Atriumhaus – hier gab es in der Mitte ein Atrium und je nach Reichtum beliebig viele Räume rundherum. Das schönste Zimmer des Hauses war das Triclinium (Speisezimmer), in welchem jedoch nur ein sehr kleiner Esstisch war, da ein größerer nicht notwendig war – der Haussklave servierte das Essen zum gegebenen Zeitpunkt. Nur wenn man ein eigenes Haus besaß, hatte man auch eine eigene Küche. Diese war sehr klein gehalten und hatte keinen Abzug. Dem Hausherrn war das kein großes Anliegen, da nur Sklaven die Küche betraten. In Mehrfamilienhäusern besorgte man sich das Essen in sogenannten Garküchen (Schnellimbisse), weil andernfalls das Brandrisiko zu groß war. Die Vielfalt importierter Lebensmittel war den Reichen vorbehalten. Die Lebensmittel wurden mit Salz haltbar gemacht.

Entgegen den Darstellungen in Hollywood-Filmen ist festzuhalten, dass Sklaven immer zwei Tuniken zur Verfügung standen. Die Hausherrinnen trugen Tunika und Stola und wenn sie in der Stadt unterwegs waren, trugen sie, um nicht gegen das Gesetz zu verstoßen, eine Palla, ein Tuch, das auch die Haare bedeckte.

Nach dem Tod war es üblich, auf den Grabstein Name und Beruf der verstorbenen Person sowie den Namen dessen, der den Grabstein finanzierte, zu schreiben. Häufig spiegelte das Grab mit seinen Beigaben den Status des Bestatteten wider (ob jung oder alt/arm oder reich). Allerdings wurden die Menschen damals nicht auf Friedhöfen in der Stadt, sondern in den Gräberstraßen außerhalb der Stadtmauer begraben. Dies wurde im 4./5. Jahrhundert vor Chr. aus Angst, dass die Verwesung das Grundwasser verpesten könnte und dass bei Verbrennungen etwas Feuer fangen könnte, im Zwölftafelgesetz beschlossen. Eine berühmte Gräberstraße, welche man heute noch besichtigen kann, ist der Beginn der Via Appia südöstlich von Rom. Der Glaube an ein Leben nach dem Tod war für die Menschen in der damaligen Zeit sehr wichtig, denn Standard bei den Grabbeigaben war eine Münze zum Bezahlen des Fährmannes und eine Öllampe. Die Lebenserwartung eines Mannes betrug 50-55 Jahre und die einer Frau aufgrund der Geburten nur 35 Jahre. Bei Kindern ab acht Jahren war das Sterberisiko vermindert.

Das wertvollste Stück im Museum ist eine kleine Bronzestatue der Göttin Venus (der Göttin der Liebe und Schönheit). Sie war die einzige Göttin, die nackt dargestellt wurde. Vor rund 100 Jahren wurde sie von einem Bauer beim Umpflügen in Gunskirchen gefunden. Damals konnte die Statue vom Museum um einen Wert von 2600 Schilling gekauft werden. Um den heutigen Wert könnte man sich ein Haus kaufen.

Anna-Lena Bauer, Viktoria Heine, Hanna Reichart, Violetta Pichler, Luise Haidinger, Anna Thallinger (3B)