Der Stern von Bethlehem - Mythos oder Möglichkeit?

In unserer astronomischen Ausstellung findet sich zwei neue Tafeln, einmal zum Stern von Bethlehem und eine zweite zu den „Schneesternen“, die vom Himmel fallen. In der letzteren wird angeregt, Schneekristalle mit dem Smartphone zu fotografieren und die unendlich vielen Formen dieser sechsstrahligen Sterne zu erkunden.

Im Matthäusevangelium wird von Sterndeutern berichtet, die einem Stern bis Bethlehem gefolgt sind, um dem neugeborenen König zu huldigen. Sofern das keine mythische Erzählung ist, die dazu dient, die göttliche Vorherbestimmung zu bestärken, kann man versuchen, eine astronomische Erklärung dieses Ereignisses zu finden.

Vor wichtigen Entscheidungen neigen viele Menschen und auch Herrscher dazu, die „Sterne“ zu befragen, um die Richtigkeit ihrer Entscheidung zu bestärken. Astronomen werden damit beauftragt, aus der Bewegung der Planeten zwischen den Sternzeichen den Willen Gottes oder des Schicksals zu erkunden. Etwa 100 Jahre nach der Geburt Jesu wurden die Evangelien geschrieben, da war schon viel Zeit vergangen, in der sich historische Tatsachen mit den Legenden mischen konnten.

Welche Erklärungen hat nun die Wissenschaft für diese Himmelserscheinung, von der in der Bibel berichtet wird? War es eine Sternschnuppe, ein Komet, eine Supernova oder doch eine Planetenkonjunktion, die so besonders war, dass sich Gelehrte aus dem Osten auf eine lange, beschwerliche Reise begeben haben? Was spricht für welche Erklärung, was dagegen?

Die Wissenschaft ist sich einig, dass es keine Sternschnuppe (ein Himmelskörper, der in der Atmosphäre verglüht bzw. als Meteorit auf der Erde einschlägt, wenn er groß genug ist) gewesen sein kann, denn diese kann nicht vorhergesagt werden und ist auch nur Sekunden sichtbar.

Kometen sind Himmelskörper, die die Sonne in einer sehr flachen Ellipsenbahn umkreisen. Viele von ihnen kommen regelmäßig (wie Halley alle 76 Jahre), manche nur wenige Male, weil sie durch die Gravitation der großen Planeten aus ihrer regelmäßigen Bahn abgelenkt werden. Die Vorhersagbarkeit von Kometen gelang erstmals Newton und Halley im 17. Jahrhundert. Außerdem galten Kometen als Unglücksboten und nicht als Verkünder des Heils. Sie sind auch keinem bestimmten Ort zuordenbar, weil sie weltweit zu sehen sind. In vielen Krippen und anderen bildhaften Darstellungen zeigt sich der Bethlehemstern aber mit einem Schweif. „Stilbildend für viele Darstellungen des Sterns wurde ein Gemälde des Malers Giotto di Bondone aus dem Jahr 1305. Er stellte den Stern als Komet dar, wahrscheinlich ganz einfach deshalb, weil er den Halley’schen Komet kurz zuvor selbst beobachten konnte.“ (3)

Eine Supernova ist entgegen ihrer Wortwurzel nicht die Geburt eines neuen Sterns (stella nova), sondern das letzte, wenn auch kräftige Lebenszeichen eines ausgebrannten Sterns. Wenn ein massereicher Stern in unserer Nähe seine äußeren Hüllen abstößt, kann er mit bloßem Auge wahrgenommen werden. Von einer solchen berichtet Tycho Brahe im Jahr 1572 im Sternbild Cassiopeia, diese war einige Wochen lang sogar heller als die Venus zu sehen. Jetzt noch sind die Überbleibsel als leuchtender Nebel am Himmel zu sehen. Auch Johannes Kepler berichtet 1604 von einer Supernova im Sternbild Schlangenträger, übrigens die letzte in unserer Milchstraße, die mit freiem Auge sichtbar war. Wann die nächste kommt, lässt sich auch mit modernster Wissenschaft nicht vorhersagen. Eine passende Supernova gab es nach chinesischen Aufzeichnungen im Frühjahr des Jahres 5 vor Christus.

Eine Planetenkonstellation hat zwar nichts mit Sternen im engeren Sinne zu tun, aber diese scheinbaren Zusammenkünfte der Planeten finden vor Sternbildern statt. Im Jahr 6 vor Christus trafen sich Jupiter und Saturn sogar dreimal hintereinander.

Thomas Bührke und Michael Molnar (2) schreiben im Jahr 2001:

Jupiter als König der Planeten ist in diesem Sinn stets ein positives Zeichen. Gesellt sich am Himmel noch Saturn hinzu, kommen edle und gute Menschen zur Welt. In Verbindung mit Mars wird ein Mensch zudem kräftig und streitbar, Merkur fördert fromme und philosophische Naturen, Venus steht für jene, die Gott lieben. Treten nun auch noch Sonne und Mond hinzu, „so werden die, welche erzeugt werden, Könige sein”, schreibt Ptolemäus. Die Wirkung der jeweiligen Konstellation sollte umso stärker sein, je näher die Himmelskörper beieinander stünden. Sie galt als maximal, wenn einer den anderen berührte und bedeckte. Schon ein Zusammentreffen dieser Planeten ist selten. Ereignet es sich aber noch im Sternbild Judäas, dem Widder, so mussten die damaligen Astrologen hierin das untrügliche Zeichen für die Geburt des neuen Königs der Juden sehen, den eine im Alten Testament beschriebene Weissagung dem Volke Israel prophezeit hatte (Moses 4,4; Micha 5,1). … Nimmt man alle Kriterien zusammen, so kam es in dem Zeitraum, der heute für die Geburt Christi feststeht, zu einer im astrologischen Sinne einzigartigen Sternenkonstellation. Am 17. April 6 v.Chr. hatte Jupiter seinen heliakischen Aufgang, stand zusammen mit der Sonne sowie Saturn, Mars, Venus und Merkur am Himmel und wurde um 8 Uhr 25 morgens auch noch vom Mond bedeckt. Ein deutlicheres Zeichen ist kaum denkbar.“

Aber kann Jupiter am Himmel stillstehen, wie es in der Bibel berichtet wird? Aus Sicht der Sonne (oder von einem unbeweglichen Punkt im Weltall betrachtet) geht das nicht, aber aus Sicht der Erde und der damit einhergehenden Relativbewegung der Planeten zueinander kann der Jupiter stillstehen und sogar rückläufig erscheinen.

Den genauen Ort mussten die Magoi aber selbst bei Herodes erfragen, der kann nicht aus dem Himmel abgelesen werden.

Wenn man einen „astronomischen Beweis“ für die Geburt Christi braucht, wäre diese Planetenkonjunktion am ehesten dazu geeignet.

Gerhard Bergmair

Quellen:

  1. https://www.planet-wissen.de/natur/weltall/kometen/pwiedersternvonbethlehemeinungeloestesraetsel100.html#:~:text=Die%20Supernova-Theorie (Cordula Weinzierl)
  2. https://www.wissenschaft.de/allgemein/die-maer-vom-stern-von-bethlehem (Thomas Bührke-Michael Molnar)
  3. http://biblipedia.de/2020/12/23/der-stern-von-bethlehem-mythos-oder-geschichte (Dr. Markus Till)

Foto: https://www.weltderphysik.de/thema/hinter-den-dingen/stern-von-bethlehem/

Foto: https://www.google.com/search?q=stern+von+bethlehem&client=firefox-b-d&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=2ahUKEwjwuv7UpqH8AhWXg_0HHZIWCTkQ_AUoAXoECAEQAw#imgrc=2j5taCbJqmU6-M

Foto: https://pixabay.com/de/images/search/stern%20von%20bethlehem/