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"Meine Aus-Zeit im Kloster" Thomas Riegler

Erfahrungen und persönliche Eindrücke seiner Auszeit im Kloster schildert der Autor Thomas Riegler in der neuen Publikation, die am 29. November bei Mehrwert Glaube im Wintersaal präsentiert wurde.

„Notebook und Handy werden mir vermutlich sofort abgenommen“, dachte sich Thomas Riegler als er für seine Auszeit bei der Klosterpforte ankam. Es kam ganz anders. Er wurde sogar gefragt, ob er ein Netzwerkkabel bräuchte. Er wollte es aber probieren, längere Zeit nicht erreichbar zu sein, nicht sofort die Infos abzurufen. Das wurde für ihn zur einer täglichen Herausforderung. Er hat es geschafft, Notebook und Handy blieben die gesamte Auszeit ausgeschaltet.

Thomas Riegler, geb. 1965, ist als Fachbuchautor und Journalist für Fachzeitschriften tätig. Er behandelt technische und naturwissenschaftliche Themen. „Wir nehmen gerne Gäste auf, sind aber kein Hotelbetrieb“, so las er in der Homepage des Stiftes Kremsmünster. Das hat ihn angesprochen. „Zeit für mich haben, Ruhe finden, den Kontakt zu Gott verbessern“ wollte er und hat angefragt, ob er für seine Aus-Zeit im Kloster Gast sein kann. Die Bekannten waren von dieser Idee gar nicht überrascht, „die sind es gewohnt, dass ich Unübliches mache“.

„… und schon war ich mittendrin!“

„Ich hatte keine bestimmten Erwartungen, keine konkreten Vorstellungen für diese Aus-Zeit. Ich hatte mir nur eine spartanische Zelle vorgestellt. Das große Gastzimmer mit seinen barocken Möbeln und einer Nasszelle hat mich dann doch überrascht und mir wurde gleich die Geschichte dieses Hauses bewusst.“

„Vor der ersten Gebetszeit im Kloster wollte ich mich in die Kirchenbank setzen. Aber es kam ein Pater, nahm mich beim Arm und meinte: ‚Schön, dass Sie da sind, wir brauchen ohnehin Verstärkung‘ – und schon war ich mittendrin!“ Mehrmals erwähnt Thomas Riegler die Offenheit und Herzlichkeit der Benediktiner als eine sehr positive Erfahrung für ihn. Besonders beeindruckend waren für ihn die Zeiten der Dämmerung oder die morgendliche Dunkelheit in der Kirche. „Das Gespräch mit Gott wie mit einem Freund war eine intensive Zeit und half mir, zuzulassen was tagsüber passierte.“

Immer wieder hat er in der „Regel des Hl. Benedikt“ gelesen, die im Gästezimmer aufliegt. „Ich bin fasziniert wie diese Weisungen heute noch Gültigkeit haben. Jetzt hat diese Ordensregel einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal.“

Nach dieser Woche Mitleben im Kloster sei ihm der Abschied schwer gefallen. „Leben im Kloster könnte ich mir vorstellen. Das ist nichts Verstaubtes!“

Auf die Frage der Moderatorin, was für ihn das Überraschendste war, meinte Riegler: „Das es jetzt diese Broschüre gibt. Das war ganz und gar nicht geplant. Aber eines Tages wurde mir im Gebet klar, ich soll meine Erfahrungen dieser Aus-Zeit niederschreiben und zur Verfügung stellen.“

Schilderung der persönlichen Eindrücke

Das Stift Kremsmünster hat eine ansprechende Broschüre gestaltet (96 Seiten), die am Freitag, 29. November im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Mehrwert Glaube“ präsentiert wurde. Weil es ein schlichtes Zeugnis eines suchenden Menschen ist, das andere inspirieren kann! Thomas Riegler vermittelt durch die persönliche Erzählung seiner Klostertage einen unmittelbaren Eindruck, der den Leser und die Leserin vorsichtig mitnimmt und Gedankenanstöße zur eigenen Reflexion bereithält. Der Autor dieses Buches hat nicht ein Werk über ein Kloster geschrieben, in dem er nur an einigen Kunstschätzen interessiert war, sondern hat über seine Zeit im Kloster berichtet, in der er alles mitgemacht hat. Er vermittelt also eine Innenperspektive, gibt einen Einblick in seine Erfahrungen. Behutsam beschreibt Riegler, was er in dieser auch für ihn fremden Welt erlebt und entdeckt; und erhebt dabei gar nicht den Anspruch, dass andere es genauso sehen müssten wie er.

Der Blick von außen ist für eine Klostergemeinschaft wichtig

Im Vorwort schreibt P. Bernhard Eckerstorfer: „Was ich an diesem Buch so mag, ist sein leichter Ton. Es beansprucht gar nicht, etwas Spektakuläres hervorzubringen; das entlastet den Autor und die Leser. Nach der Lektüre dieser Seiten habe ich mein eigenes Leben anders gesehen – und neu zu schätzen gelernt. Nicht, dass Thomas Riegler eine einzige Lobeshymne über das Leben unter Ordensregel und Abt verfasste, in der ich mich in reiner Selbstgefälligkeit gerne gesonnt hätte; er vermittelt auch keine neuen Erkenntnisse über den Tassilokelch (dazu erscheinen Fachpublikationen). Seine Ausführungen berühren mich, weil sie in mir den Pilger ansprechen. Sie geben zu verstehen, dass wir alle immer wieder neu aufbrechen müssen. Auch wir Benediktiner sind in Gefahr zu glauben, schon angekommen zu sein. Doch der Eintritt in ein Kloster ist nicht Endstation, sondern Ausgangspunkt eines neuen, eben anderen Lebens. …Und so lese ich durch die Brille eines Besuchers mein eigenes Dasein, finde interessant, worauf der Schriftsteller kommt, was ihn anstößt und wo er hängen bleibt. Wann bin ich eigentlich das letzte Mal still in der Kirche gesessen? Erschreckend, wie inkonsequent ich im Umgang mit modernen Medien und Kommunikationsmittel bin. Die Glocke und die Stille – nehme ich sie noch wahr? Die Ehrfurcht vor dem Alter der von uns täglich gebeteten Psalmen und der über 1200-jährigen Geschichte meines Klosters ist schon sehr von der Routine überdeckt worden…“

Auch Abt Ambros betonte bei der Präsentation, wie wichtig „der Blick von außen für die Klostergemeinschaft ist, weil es eine Hilfe gegen ‚Betriebsblindheit‘ ist. In dieser Broschüre leuchtet das Lebens- und Glaubenszeugnis des Autors auf“.

Klöster sind gebaut für suchende Herzen

Vielleicht liegt eine versteckte Pointe des Buches darin, dass die Kirche als bloßer Verein mit verpflichtendem Kirchenbeitrag weitgehend uninteressant geworden ist. Öffnet sie aber ihre Pforten gelebten Glaubens, erschließen sich neue Räume, die oft gerade von jenen begangen werden wollen, die schon länger der institutionalisierten Form von Religion den Rücken gekehrt haben. Kirche ist ihrem Ursprung nach „ekklesia“, die Versammlung der Herausgerufenen. Klöster versinnbildlichen diesen Ruf der Nachfolge, den jemand frei wählen darf; sie fordern von denen, die aus irgendwelchen Gründen für kurze oder längere Zeit in ihnen auftauchen, keine fixe religiöse Praxis, keine herzeigbaren Ergebnisse – aber sie sind gebaut für suchende Herzen, die für Überraschungen bereit sind. Thomas Riegler verweist uns in seinen bewusst schlicht formulierten Eindrücken auf diese befreiende Einladung Gottes, zu dessen Ehre ein Kloster wie Kremsmünster vor langer Zeit erbaut worden ist – zur Inspiration ganz unterschiedlicher Menschen.

Thomas Riegler
Meine Aus-Zeit im Kloster
mit einem Vorwort von P. Bernhard Eckerstorfer
Herausgeber: Stift Kremsmünster
Format: 210×210, 96 Seiten

erhältlich im Klosterladen und bei der Stiftspforte
Bestellungen über: kommunikation[at]stift-kremsmuenster.at, 07583/5275-158

Text und Fotos: P. Josef