Wer ist der Größte?
Evangelienauslegung zum 25. Sonntag im Jahreskreis, 22. September 2024, verfasst von P. Christian Mayr
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus (Mk 9,30-37)
In jener Zeit zogen Jesus und seine Jünger durch Galiläa. Er wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er belehrte seine Jünger und sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird in die Hände von Menschen ausgeliefert und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden das Wort nicht, fürchteten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten auf dem Weg miteinander darüber gesprochen, wer der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.
Wer ist der Größte?
Dreimal im Markusevangelium kündigt Jesus sein Leiden und Sterben an, und jedes Mal reagieren die Jünger mit Unverständnis, sodass sie Jesus extra „belehren“ muss („er setzte sich“, im Altertum saßen die Lehrer). Der Menschensohn (Jesus selber) wird sein Leben hingeben und getötet werden am Kreuz (Todesstrafe für Sklaven und Aufrührer). Seine Jünger aber stritten „auf dem Weg (der Nachfolge Jesu!)“ darüber, wer von ihnen der Größte sei.
Der Weg Jesu zum Kreuz ist keine Karriere nach oben, sondern nach unten: Solidarität mit den Leidenden, den Geringsten unter den Menschen. „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.“
Als Zeichen stellt Jesus ein Kind „in die Mitte“ (wie schon einmal einen behinderten Mann in der Synagoge). Kinder galten in der Antike nicht viel, in Rom musste ein neugeborenes Kind vom Hausvater angenommen werden, sonst wurde es ausgesetzt. Man sah in den Kindern mehr die zukünftigen Erben. Kinder waren billige Arbeitskräfte und konnten von Eltern vermietet werden für Dienste in fremden Haushalten. So könnte dieses Kind ein Haussklave gewesen sein beim Tischdienst, auf der niedrigsten Rangstufe. Jesus aber „nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: ‚Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.‘“
Durch das Christentum bekam die Kindheit eine eigene Würde (Gott selber wurde ein Kind in Bethlehem), aber in armen Ländern gibt es immer noch Straßenkinder, Kinderarbeit statt Bildungszentren, während in reichen Ländern wenig Kinder geboren werden. Ein Lob für Eltern, die ein Waisenkind adoptieren, ihnen wird von Jesus die Gegenwart Gottes versprochen. Wir freuen uns, wenn Kinder in die Kirche aufgenommen werden (Taufe) und am Tisch des Herrn teilnehmen (Ministranten).
Verfasst von P. Christian Mayr für Volksblatt online