Predigt von Werner Grad, Stiftdechant von St. Florian, beim Festgottesdienst zum Patrozinium der Stiftskirche.
Am 6. August feierten wir um 19 Uhr den Gottesdienst zum Fest der Verklärung des Herrn, dem Mag. Werner Grad, Stiftsdechant von St. Florian, vorstand. Seine Predigt ist hier zum Nachlesen.
Im Evangelium (Mk 9, 2-10) hören wir die bekannte Geschichte, wie Jesus mit drei von den Aposteln auf einen hohen Berg steigt und er vor ihnen verwandelt wird. Verwandlung – Verklärung, das sind Ausdrücke, die sich wohl im kirchlichen, nicht so sehr aber im normalen menschlichen Leben finden. Verwandlung, sich wandeln oder verändern mögen wir nicht sehr gern. Etwas Vertrautes in einem neuen Licht zu sehen, dazu braucht es auch Mut und fällt uns meist nicht leicht.
Die drei Jünger – Petrus, Jakobus und Johannes – sehen und erleben „ihren“ Jesus nun noch einmal ganz anders. Sie kennen ihn nun als den, der mit einem Wort böse Geister austreibt, einen Sturm stillt oder Menschen heilt. Er sagt zu ihnen auch immer so eigenartige Dinge wie, ich muss nach Jerusalem gehen, um dort zu sterben, sonst kann ich meine Aufgabe nicht erfüllen. Aber verstanden haben sie ihn nicht. Nun sehen sie ihn in einem ganz neuen Licht. Eine Vorschau auf Zukünftiges. So wird es sein.
Nicht Freude, sondern Unverständnis und Erschrecken breiten sich aus. Manchmal gehört auch das dazu, um einen Schritt weiterzugehen. Jesus begibt sich mit seinen Freunden bewusst aus dem Alltag heraus – auf einen Berg hinauf. Erst nach und nach wird ihnen bewusst werden – wenn sie wieder auf dem Boden des Alltags angekommen sind, was diese Verklärung bedeutet. Was es mit der Begegnung Jesu mit Mose und Elija auf sich hat und dass sie die Stimme Gottes hören dürfen. Das Anknüpfen an die Gottesbegegnungen vor ihm und die Stimme Gottes durch die Propheten. In den Predigten von Petrus und Paulus und wohl auch den anderen Aposteln ist dies dann auch deutlich zu hören und zu lesen.
Verwandeln / Wandeln tut sich auch unsere Zeit – dies ist vor allem momentan sehr stark spürbar in unserer Kirche. Das empfinden wir nicht als Verklärung! Im Gegenteil. Verklärt wird vielleicht die Vergangenheit und so manche Zustände und Feste, die früher möglich waren.
Wie kann es nun Verklärung im Alltag geben? Sollten wir eine rosarote Brille aufsetzen, um die Wirklichkeit ertragen zu können? Oder sollten wir uns so manche Situation schönreden - und für unser Verhalten Ausreden suchen? Oder sollten wir uns zurückziehen in unsere Wohnungen und auf unser kleines Lebensumfeld, um leichter zurechtzukommen?
Der Berg ist in der Bibel immer ein Ort des Rückzuges, aber auch der Begegnung mit Gott. Ich bin auf mich selber angewiesen. Plötzlich ist vieles nicht mehr so wichtig. Eindrücke kommen dazu, die ich nur in dieser Situation machen kann. Schöne und Schwierige. Und es geht wieder zurück! Bergab! Denn dort warten die Menschen auf mich in meiner Arbeit und in meinem Lebensumfeld.
Oft drängt sich mir der Eindruck auf, das Menschen, die sehr gerne und oft Pilgern, so oft unterwegs sind, damit sie nicht daheim sein müssen.
Wir brauchen das „Heruntersteigen“. Die Verklärung Jesu braucht die Erdung, so wie unser Leben immer wieder einmal den Blick in den Himmel braucht.
Wie lebe ich weiter nach einem so einschneidenden Erlebnis? Wenn sich für Menschen das Leben verklärt, werden oft neue Beziehungen eingegangen, neue Wege beschritten, wird vieles Neue möglich. Ich kann aber auch so erschrecken, dass ich alles liegen lasse und mir selbst nichts mehr zutraue.
Wir stehen als Kirche insgesamt und in der Kirche der Diözese Linz vor Schritten der Veränderung. Wir reden über Strukturen, über mögliche Wege und Zusammenarbeit, über Stärkung des Bewusstseins von Frauen und Männern als getaufte Christen. Wir brauchen dazu die Verklärung Christi. Wir brauchen dazu einen Ausblick, wohin es geht. Es geht nicht mehr, einfach so weitermachen wie bisher. Es stellen sich die Fragen, warum tu ich das alles und wie tu ich es.
Es geht – wie seit zweitausend Jahren nun – um die Frage, wie kann ich den Menschen von meiner Freude erzählen, dass ich Christus kennengelernt habe. Wie kann ich den Glauben weitergeben? Wie kann ich die Botschaft Christi weitertragen? Unter welchen Bedingungen kann das auch in Zukunft gelingen?
Die Verklärung Christi ist für die Jünger ein Blick in die Zukunft. Am Schluss fragen sie sich, was das sei – „von den Toten auferstehen“. Denn erst dann, so prägt es ihnen Jesus ein, sollten sie von diesem Ereignis erzählen. Sie haben in diesem Augenblick offenbar keine Ahnung davon und doch wird es in späterer Zeit, als die den Menschen von ihrem Glauben erzählen, das zentrale Element.
Haben wir den Mut, manchmal aus unserem Alltag herauszutreten um einen anderen Blick auf unser Leben und unserer Umgebung zu bekommen. Nicht alles Neue ist gut, aber auch nicht schlecht. Statt allzu abgeklärt sollten wir vielleicht doch ein wenig verklärt – zumindest ab und zu – sein.
Lassen wir das Licht Gottes manchmal auch in unser Leben hineinscheinen. Es kann sich dadurch etwas verändern!
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