13. Dezember 2021

Stiftertag 2021

Die Predigt von Abt Ambros beim Pontifikalrequiem im Gedenken an den Klostergründer ist hier nachzulesen.

Liebe Mitbrüder, Schwestern und Brüder im Glauben!

Jedes Jahr gedenkt unsere Klostergemeinschaft am Stiftertag, dem 11. Dezember, des Herzogs Tassilos von Bayern und aller Wohltäter, die das Kloster im Laufe der Geschichte auf verschiedene Weise unterstützt haben. Wir haben wieder die mächtige Tumba aufgebaut, die an den Sarg Tassilos erinnert. Umgeben wird die Tumba von großen Leuchtern, die uns an den Tod erinnern. Auf zwei dieser Leuchter stehen Worte aus der Bibel: aus dem Buch Jesus Sirach und dem Buch Hiob.

MEMENTO IRAE IN DIE CONSUMATIONIS. Denk an den Zorn am Tag des Endes (Jesus Sirach 18,24). Und:

SICUT UMBRA DIES NOSTRI SUNT SUPER TERRAM. Wie Schatten sind auf Erden unsre Tage (Hiob 8,9).

Hier werden allgemein menschliche Einsichten geschildert. Das Leben ist flüchtig, es geht rasch zu Ende. Mahnung und Warnung begegnen uns in diesen Worten: Verharmlose Gott nicht, stutze ihn nicht auf menschliches Maß zurück.   Zwischen Gott und Mensch ist ein unendlicher Abstand. Erschaudere vor der Größe Gottes und erschrecke angesichts der Frage: Wie soll ich im Gericht Gottes bestehen? Dieses Thema klingt auch im Libera an: Libera me, Domine, de morte aeterna … Befreie mich, Herr, vor dem ewigen Tod …

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Der Vers aus dem Buch Jesus Sirach:

MEMENTO IRAE IN DIE CONSUMATIONIS. Denk an den Zorn am Tag des Endes.

Was wird sein am Tag des Endes? Gehe nicht sorglos und verantwortungslos durch dein Leben. Es ist die Warnung vor Selbstsicherheit und Überheblichkeit. Bedenke das Ende. Handle jetzt so, dass du das Ende deines Lebens gelassen erwarten kannst. In der Weltgerichtsrede ruft uns Jesus zum rechten Leben auf vor Gott und den Menschen.

Papst Franziskus hat das Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen und sagt: Dies ist die Zeit der Barmherzigkeit. Jeder Tag unseres Weges ist von der Gegenwart Gottes geprägt, der unsere Schritte mit der Kraft der Gnade führt, die der Heilige Geist in unser Herz eingießt, um es zu bilden und fähig zu machen zu lieben.

Das Wort dem Buch Hiob lautet:

SICUT UMBRA DIES NOSTRI SUNT SUPER TERRAM. Wie Schatten sind auf Erden unsere Tage (Hiob 8,9).

Hiob erinnert uns daran, dass unsere Tage auf der Erde nur ein Schatten sind. Dasselbe Bild finden wir auch in Psalm 102,12"Meine Tage sind wie ein gestreckter Schatten." Ein Schatten ist sehr kurzlebig, er ist nur kurze Zeit an der gleichen Stelle zu finden. Hiob vergleicht sein Leben mit einem verwehten Blatt, zerbrechlich, schwach und welkend, und mit einem dürren Halm, der vom Wind weggetragen wird.

Jesaja ruft das Mitleid des Herrn an, wenn er ihm sagt: "Wir alle sind verwelkt, wie das Laub welkt" (Jesaja 64,6). Das Gras wird gesät, wächst, blüht, wird abgemäht und ist weg. Wir Menschen sind der Vergänglichkeit unterworfen.

Hier fügt schließlich der Apostel Jakobus sein Zeugnis hinzu. Er sagt, dass das menschliche Leben sich so schnell verflüchtigt wie ein Dampf. Er erscheint für einen kurzen Augenblick und ist dann schon wieder verschwunden.

Diese Anhäufung von Vergleichen und Bildern soll bei uns ein Zweifaches bewirken. Es soll uns zum Nachdenken anregen, wie kurz unsere Zeit auf Erden ist. Es soll uns dazu bringen, dass wir unsere Tage zählen„damit wir ein weises Herz erlangen" (Psalm 90,12).

Trotz aller Vergänglichkeit und Verweslichkeit bleibt uns die tröstliche Zusage Jesu: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben“ (Joh 11,25).

Im Hochaltarbild mit der Verklärung Christi leuchtet uns die Botschaft der Auferstehung entgegen. Die beiden Leuchter mit ihrer Botschaft bleiben, sie sind aber durch unseren Glauben an Christus, den Auferstandenen entkräftet. Mit Paulus bekennen wir: „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? … Gott aber sei Dank, der uns den Sieg geschenkt hat durch unseren Herrn Jesus Christus“ (1 Kor 15,55-57). Amen.                                                 

Abt Ambros, Stiftertag 2021

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Das Pontifikalrequiem ist ein lebendiger Ausdruck dafür, dass die Vergangenheit auch die Gegenwart prägt. Deshalb wird der Tassilo-Liutpirc-Kelch verwendet und die Ministranten tragen die "Tassiloleuchter", die schon über 1000 Jahre die Geschichte Kremsmünsters begleiten. Das Evangelium wird in lateinischer Sprache aus dem Codex Millenarius vorgetragen, einem Evangeliar aus der Zeit um 800. Im Corona-Jahr konnten leider nur wenige Gläubige den Gottesdienst mitfeiern.
Vier Sängerinnen und Sänger zusammen mit Orgel und einem kleinen Streichensemble gestalteten unter der Leitung von P. Altman Pötsch das Pontifikalrequiem musikalisch. Es war das Requiem in e-Moll von P. Joseph Kainz (1738-1813) zu hören.

Kontakt

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