Gottes Segen
Evangelienauslegung zum 27. Sonntag im Jahreskreis, 6. Oktober 2024, verfasst von P. Daniel Sihorsch.
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus (Mk 10,2-16)
In jener Zeit kamen Pharisäer zu ihm und fragten: Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zu entlassen? Damit wollten sie ihn versuchen. Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben? Sie sagten: Mose hat gestattet, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen. Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben. Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie männlich und weiblich erschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Und wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch.
Da brachte man Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.
Gottes Segen
Wieder wird versucht, Jesus in eine Falle zu locken – und zwar mit der Frage nach der Ehescheidung; zur Zeit Jesu genauso ein heikles Thema wie heute. Doch Jesus antwortet weder mit Ja noch mit Nein – er stellt zuerst eine Gegenfrage. Das tut er vor dem Hintergrund, dass damals der Mann geheiratet hat und die Frau geheiratet wurde; wie auch eine Scheidung das alleinige Recht des Mannes war. Die Frau war dem Mann ausgeliefert, konnte nichts gegen die Scheidung unternehmen, geschweige denn, diese selbst beantragen. Diese Scheidungspraxis (vgl. Dtn 24,1) ist für Jesus ein Zugeständnis an die Hartherzigkeit des Menschen. Freilich bot die Scheidungsurkunde einen gewissen Schutz für die Frau und sie konnte neu heiraten. Doch Jesus geht es um den Willen Gottes, um dessen ursprüngliche Schöpfungsordnung: Als Mann und Frau hat er den Menschen geschaffen – ebenbürtig, auf Augenhöhe miteinander. Nur so werden sie eins – ein Fleisch –, von Gott gewollt und berührt; in sein Herz aufgenommen. Diese Verbindung Gottes möge stets stärker sein, als menschliche Unzulänglichkeit. Ein Schlüssel dafür ist die folgende Begegnung mit den Kindern. Sie sind die Frucht der Einheit zwischen Mann und Frau und sie sind offenherzig und unvoreingenommen, bereit, Neues zu entdecken. Neues wird in der Ehe geschaffen, dazu brauchen beide den Segen Gottes, der ihnen nicht verwehrt werden darf. Unmittelbar nach dem Vermählungsspruch zeichnen sich die Brautleute ein Segenskreuz auf die Stirn. Mögen sie das auch in ihrer Ehe immer wieder tun und so den Segen Gottes erfahren, denn Segnen tut gut.
P. Daniel Sihorsch, verfasst für Volksblatt online