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27. April 2020

Gedanken zum 3. Sonntag der Osterzeit

Was will uns Johannes für unser christliches Leben sagen? Ein Impuls von P. Ernst.

Als Prediger oder Lehrer versuchen wir sehr häufig, das Gesagte oder das Vorgetragene am Ende nochmals zusammenzufassen. Wir wollen damit verdeutlichen: Was war uns wichtig? Was soll man sich merken? Ähnliches geschieht auch im heutigen Evangelium. Das 21. Kapitel des Johannes-Evangeliums, aus dem der heutige Abschnitt stammt, ist in der deutschen Bibelausgabe überschrieben mit: „Nachtrag zum Evangelium.“ In diesem Kapitel taucht noch einmal all das auf, was dem Verfasser des Johannes-Evangeliums wichtig war. Ich möchte ein paar Beispiele nennen.

Es versetzt uns z.B. noch einmal zurück an den Anfang des Wirkens Jesu nach Galiläa an den See von Tiberias zur Tätigkeit der Jünger – zum Fischen, zu ihrer Berufung,… Auch von der Hochzeit zu Kana klingt etwas an, wo Jesus sein erstes Zeichen wirkte – Wein in Fülle wird geschenkt. Im heutigen Bericht wird wieder an ihre frühere Tätigkeit erinnert, wo es ähnliche Erscheinungen gab – Fische in Fülle, von 153 ist die Rede, eine eigentümliche Zahl. Die Jünger werden kaum die Fische gezählt haben, wir müssen sie eher symbolisch deuten.

Der hl. Hieronymus deutet die Zahl so, indem er sagt, dass es damals 153 verschiedene Fischarten im See von Tiberias gegeben hat. Damit soll ausgedrückt werden, dass allen Menschen das Heil von Gott her geschenkt wird.

Der hl. Augustinus gibt eine andere Deutung: 10 stehe für die Zahl der Gebote und 7 für die Zahl der Geistesgaben, das sind zusammen 17. Und wenn man alle Zahlen von 1 bis 17 addiert, kommt die Zahl 153 heraus. Das heißt: Alle Menschen sollen im Netz der Christengemeinschaft (der Kirche) Platz finden und einen Platz haben. Die Juden sollen auf dem Weg der Gebote zu Christus finden und die Heiden auf dem Weg der Geistesgaben, die Gott ihnen gibt.

Oder, das Kohlenfeuer erinnert uns an die Nacht, in der Petrus bei der Verurteilung Jesu sich ebenfalls an einem Kohlenfeuer wärmte und dabei Jesus verleugnete. Als es Morgen wurde, krähte ein Hahn. Der heutige Bericht geht anders aus. Am Morgen schwimmt Petrus Jesus entgegen! D.h. Petrus bekommt sozusagen noch eine zweite Chance. Und dann ist noch der Jünger, den Jesus liebte. Auch am Ostermorgen sind es diese beiden, die Jesus begegnen. Heute ist es der Jünger, der Jesus erkannte. Bei vielen markanten Ereignissen waren diese beiden immer dabei! Und diese Begegnung mit dem Auferstandenen ist, wie das Evangelium am Schluss sagt, die dritte. Die Dreizahl war damals notwendig, damit ein Zeugnis Gültigkeit bekam.

Und noch etwas ist auffallend: Es ist heute von sieben Jüngern die Rede. Wiederum ein Symbol für eine „runde Sache“. Diese Zahl steht für die Gemeinschaft, für die Gemeinde; diese Zahl spielt ja im Lebensrhythmus der Juden eine große Rolle! So fragen wir uns: Was will uns heute diese Botschaft sagen?

  1. Netze auswerfen ist ein Bild für die Verkündigung der Frohbotschaft Jesu (vgl. „Menschenfischer“). Sie will uns auch Mut dazu machen. Sie ist auch mit Mühe verbunden, die uns niemand abnimmt. Menschen für Jesus zu gewinnen gelingt nur im Zusammenspiel von menschlicher Mühe und göttlichem Beistand.
  2. Der Evangelienbericht gipfelt im Mahl mit den sieben Jüngern. Jesus nimmt das Brot und gibt es ihnen. Das erleben wir in der Eucharistie. Auch hier lädt uns der Auferstandene ein und sagt: „Kommt und esst!“ Ja, in der Eucharistie erleben wir Gemeinschaft mit dem Auferstandenen. Er reicht uns dieses „Brot des Lebens“, durch das wir in sein Leben hineingenommen werden, ja mit seinem Leben be-schenkt werden! Erinnert uns dies nicht an die große Rede Jesu in der Synagoge in Kapharnaum (Joh 6)!

Ganz konkret heißt das: Heute, jetzt in dieser Stunde, bei dieser Feier ist uns diese Botschaft zugesagt. Darum gilt auch für uns: Die Mühe, die Netze auszuwerfen, kann sich lohnen! Wie genau, das können wir allein nicht machen, letztlich wird es uns geschenkt.
Aber in der Feier der Eucharistie dürfen wir dem Auferstandenen begegnen, IHN gleichsam in unserer Mitte wissen und ER gibt uns letztlich die Kraft, dass wir diese Aufgabe erfüllen können. Gleichzeitig werden wir auch miteinander und untereinander in unserer Gemeinschaft gestärkt und gefestigt (derzeit wird uns gerade umso mehr bewusst, dass uns Wesentliches fehlt).

So dürfen wir etwas erahnen von dem, was „Leben in Fülle“ bedeutet. Dass wir selber und viele Menschen heute dies erahnen dürfen, das wünschen wir und dafür beten wir!

P. Ernest Bamminger

Lesungen und Evangelium zum 3. Sonntag der Osterzeit: HIER