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20. April 2024

Der Gute Hirt

Evangelienauslegung zum 4. Sonntag der Osterzeit, 21. April 2024, verfasst von P. Siegfried Eder.

Evangelium Joh 10,11-18

In jener Zeit sprach Jesus: Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen, lässt die Schafe im Stich und flieht; und der Wolf reißt sie und zerstreut sie. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es von mir aus hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.

Der Gute Hirt

„Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.“ So beginnt der 23. Psalm, der zu den bekanntesten Psalmen gehört und zu den Lieblingspsalmen vieler Menschen (auch von mir). Dieser Psalm spricht vom Vertrauen, das der/die Betende auf Gott hat. Die Haltung, wie da drinnen beschrieben wird „Muss ich auch gehen in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn du bist bei mir“ ist genau das, was ein Glaube an Gott im positivsten Sinn sein kann: Was auch immer geschieht, ich kann es als Gottes Wille sehen. Wie auch immer es ausgeht, es ist gut, weil hinter jedem Ausgang Gott ist und mich auffängt. Sei es in diesem Leben oder im jenseitigen.

Genau das schreibt der Evangelist Johannes auch über Jesus Christus. Sowohl das Bild vom Guten Hirten als auch der Name Gottes selbst („Ich bin“, vgl. Ex 3,14) wird hier Jesus in den Mund gelegt. Eine ganz klare Ansage: Jesus Christus ist Gott. Er ist Gott gleich als Gottes Sohn. Es ist eine Glaubensaussage, die erst im 4. Jahrhundert in die Formulierung des Glaubensbekenntnisses gelangt. Aber wir lernen hier, dass es schon längst eine Glaubenserfahrung der Christinnen und Christen war und nicht erst eine spätere Erfindung, wie auch oft wo gesagt worden ist.

Mittlerweile scheint dieses Bild vom Guten Hirten längst aus der Zeit gefallen zu sein, auch wenn die Symbole von Hirten (Abt- oder Bischofsstab) in kirchlichen Hierarchien immer noch anzutreffen sind. Aber sie können erinnern an das, was Glaube kann: Sicherheit geben, und Vertrauen auf Gott und Jesus Christus. Dass Menschen hinter dem Anspruch eines guten Hirten immer zurückbleiben, ist klar. Aber in der Nachfolge Jesu ist das schon auch ein hoher Anspruch.

Verfasst von P. Siegfried Eder für Volksblatt online